Transkript für BAHÖ VI: Techno-Aktivist meets Luxus-Silberschmied
Gerald v. d. Hint: Was ist denn das teuerste Getränk, das du wirklich jemals bestellt hast, wenn wir schon bei Luxus sind, ein Real-Talk, das absolut teuerste Ding, was du jemals geordert hast?
Jean-Paul Vaugoin: Ist mir richtig peinlich, ist mir richtig peinlich. Aber ich war frisch getrennt…
Gerald v. d. Hint: Okay, da macht man so manche Sachen.
Jean-Paul Vaugoin: …und in Paris unterwegs. Und es war eine 5 Liter-Imperial- Rosé in einem Club, im L´Arc in Paris.
Gerald v. d. Hint: Also Moët?
Jean-Paul Vaugoin: Nein, Imperial Champagner, der unten zu ist, den der russische Zar immer getrunken hat.
Gerald v. d. Hint: Und? Cards on the table, der Preis?
Jean-Paul Vaugoin: Sieben Kilo. Das hat lange weh getan.
Gerald v. d. Hint: Love hurts.
*AUDIOTRENNER*
Gerald v. d. Hint: Da hätte ich jetzt starke Meinungen dazu, die hier keinen Platz haben. Wenn man sagt, man kommt im Sakko, da müsste man sich wahrscheinlich sogar freimachen.
Jean-Paul Vaugoin: Wie schaust denn du aus? Sage ich, deine Uniform, meine Uniform. Nein, ist mir richtig peinlich.
Gerald v. d. Hint: Wir sind Helden Song, oder? Soll ich den jetzt ansingen?
Jean-Paul Vaugoin: Ich weiß es leider, es hat sich sehr eingebrannt bei mir.
Gerald v. d. Hint: Jetzt bin ich aber gespannt. Wir machen heute einen BAHÖ?
Moderatorin: Gegensätze suchen Gemeinsamkeiten. Oder umgekehrt? BAHÖ ist der Podcast, bei dem sich zwei treffen. Zwei Persönlichkeiten, zwei Lebenswelten, zwei Perspektiven. Durchs Reden kommen die Leut zusammen, gerade in Wien. In dieser Folge trifft Gerald van der Hint, Technoaktivist und Host des queeren Podcasts „Warme Brüder“, auf Jean-Paul Vaugoin, den Inhaber der letzten Wiener Silberschmiede. Im legendären Nachtclub Grelle Forelle diskutieren sie darüber, was Luxus für sie bedeutet, was einen Fetisch erst echt macht und ob Regenbogenfahnen auf Straßenbahnen schon genug sind.
Jean-Paul Vaugoin: Also ich muss sagen, ich habe mich absichtlich relativ wenig vorbereitet, weil ich mir gedacht habe, ich finde es einfach schön, jemanden kennenzulernen ohne… klar ich folge dir auf Instagram, jetzt seit Ende letzter, Anfang der Woche und habe natürlich…
Gerald v. d. Hint: Habe ich schon zurück gefolgt? Entschuldigung.
Jean-Paul Vaugoin: Weiß ich nicht, muss ich gleich schauen.
Gerald v. d. Hint: Ansonsten, mea culpa, ich bin da sehr nachlässig.
Jean-Paul Vaugoin: Alles gut, nein nein. Ich habe mir nur gedacht, okay veranstaltet Grelle Forelle, klar habe ich Grelle Forelle ein Bild im Kopf. Wobei ich sagen muss, dass ich sehr viele Freunde habe, die erstens als DJ ein bisschen mehr Mainstream, aber doch auch viel Technomusik oder Clubhouse in verschiedensten Schattierungen… auch grundsätzlich das ist, was ich höre und auch sehr viele meiner Freunde, gerade wie die Grelle Forelle geöffnet hat… Also ich bin in Grinzing aufgewachsen, das war natürlich irgendwie naheliegend. Dadurch war mir das natürlich immer ein Begriff, also es war für mich jetzt nichts ganz Neues und ich habe mir gedacht, okay wir haben uns vielleicht noch nicht so persönlich kennengelernt – vielleicht mal bei einer Vernissage mal über den Weg gelaufen um 2 Uhr in der Früh im Siebenten oder so. Möglich.
Gerald v. d. Hint: Könnte sein, natürlich.
Jean-Paul Vaugoin: Und deswegen habe ich jetzt auch absichtlich versucht mir gar kein echtes… Klar hat man ein optisches Bild im Kopf, aber sonst habe ich jetzt nicht versucht dich zu kasteln, weil ich auch immer das Gefühl habe, es ist irgendwie schade darum, wenn man…
Gerald v. d. Hint: Voll. Ja, wenn man halt gleich schubladisiert, ist auch ein interessanter Zugang, aber halt ohne ist es manchmal fast lustiger. Mir ist es sehr ähnlich gegangen. Ich habe natürlich den Google Search gemacht und habe natürlich gefunden eben den Betrieb. Ich traue mich jetzt nicht den auszusprechen, aber das wissen sicher alle, die zuhören und zuschauen. Ich war sehr beeindruckt natürlich. Ich mag schöne Dinge, ich mag einfach schöne Dinge und da habe ich schöne Dinge gesehen. Und da fällt natürlich das Wort Saliera, da war irgendwann ein Riesenvorfall mit einer gestohlenen Saliera.
Jean-Paul Vaugoin: Ein echtes BAHÖ.
Gerald v. d. Hint: Ein echtes BAHÖ genau. Dann habe ich mir halt gedacht, ich bin gespannt, ob wir überhaupt Disagreements finden, aber vielleicht eben im Bereich Hochkultur. Also ich repräsentiere ja eher diesen, wie soll man das nennen, diesen nicht politischen Techno, aber diesen Techno, der für sich selber in Anspruch nimmt, wir sind was Besseres, als so viele leichte Clubhouse-Geschichten und so weiter. Ist das was, was dich dann ärgert oder denkst du dir dann, pretentious fucks oder so oder ist das was, wo du sagst, die sollen mal machen?
Jean-Paul Vaugoin: Ich muss sagen, mein jüngerer Bruder, der ist zehn Jahre jünger und ist eigentlich auf free Partys zwischen Bulgarien, Tschechien und Spanien aufgewachsen und hat meistens die Autos des Großvaters mit dem Schraubenzieher geöffnet und ist dann dort mit so free people… nochmal mehr vor unten kommende Technomusik. Und da habe ich schon eben nochmal, wie soll ich sagen, einen anderen Bezug dazu gehabt und dann finde ich grundsätzlich, ihr macht ja schon, was ich mitbekomme, ist der Anspruch ein qualitativ sehr hochwertiger.
Gerald v. d. Hint: Ja. Ich kann mir nur vorstellen, dass das schwer ist für jemanden zu hören der halt… Ich kenne halt Leute, die in die Oper gehen und sagen, okay da steht jetzt jemand und singt laut. Oder die ein Fußballmatch schauen und sagen, okay da laufen jetzt zehn Leute anderen zehn Leuten nach. Also alles, wo man sich nicht so reintigert. Mir fällt es auch oft schwer bei Sachen so dann den Zugang zu finden, wo ich sage, okay da versteh ich jetzt diese ganzen Diskussionen dazu… Weil es gibt ja Leute bei uns, die sind viel schlimmer als ich. Ich kann auch Stunden über Techno reden, aber ich kenne auch Leute, die können über ein Loop, also vier Sekunden, die könnten wirklich referieren vier, fünf Stunden.
Jean-Paul Vaugoin: Ja, das finde ich halt wahnsinnig cool.
Gerald v. d. Hint: Das ist nichts, was irgendwie… Manchmal geht’s mir selber so, dass ich mir denke, sind wir nicht ein bisschen too much.
Jean-Paul Vaugoin: Ja, aber ich rede zwei Stunden lang wie ich einen Tisch decke, wie ich die Gabel hinlege, warum ich die Gabel verkehrt hinlege, französisch oder spanisch oder was auch immer.
Gerald v. d. Hint: Was heißt das, französisch oder spanisch?
Jean-Paul Vaugoin: Französisch wird die Gabel und der Löffel auf den Rücken gedreht, also auf die Vorderseite gelegt, damit man das Wappen sieht. Und spanisch wird noch um 180 Grad gedreht. Und ich fliege in der Weltgeschichte herum und decke Tische, kann man auch sagen – ja, warum eigentlich?
*AUDIOTRENNER*
Gerald v. d. Hint: Wir machen heute einen BAHÖ?
Gerald v. d. Hint: Wenn ich jetzt eine Einschätzung von dir haben wollen würde, um möglichst den Konjunktiv zu verwenden, wie es uns als LGBTIQ+-Community geht, in Österreich, Wien vielleicht auch speziell. Wie würdest du das beurteilen? Glaubst du, dass das für uns alle schon ein Save Space ist oder siehst du auch, dass es noch das eine oder andere zu verbessern gibt?
Jean-Paul Vaugoin: Ich glaube, dass von politischer Seite relativ viel getan wird. Ich kann das schwer beurteilen, ob das nur plakative Aktionen wie auf den Straßenbahnen die Regenbogenfahne sind oder ob das auch wirklich tiefgründigere, politische Maßnahmen sind. Das Feedback, das ich bekomme von… vorgestern war bei mir ein Paar, so um die 55 schätz ich, ein Herr kam aus Argentinien über Paris, Berlin. In Berlin haben sie sich kennengelernt, sind dann nach Paris gezogen und jetzt nach Wien, weil sie sagen, sie fühlen sich in Paris unsicher aus verschiedensten Gründen, jetzt nicht nur aufgrund von LGBT, sondern einfach aufgrund der allgemeinen Sicherheitslage.
Gerald v. d. Hint: Aso, das sind LGBTIQ? Ein homosexuelles Paar?
Jean-Paul Vaugoin: Ja, genau, die zu mir ins Geschäft gekommen sind.
Gerald v. d. Hint: Und die sind von Paris nach Wien, weil sie sich hier eigentlich besser fühlen?
Jean-Paul Vaugoin: Weil sie sich hier besser fühlen.
Gerald v. d. Hint: Sehr schön.
Jean-Paul Vaugoin: Jetzt muss man dazu sagen, das ist eher Anzug oder…
Gerald v. d. Hint: Ich glaube schon, das hat auch was damit zu tun.
Jean-Paul Vaugoin: Möglicherweise ja. Also wohnen vierter Bezirk und sicher sehr wohlbehütet, sammeln Silber des 18 Jahrhunderts, deswegen haben sie es gekauft, weil bei mir alles neu ist. Aber wir hatten eine common sense und common base was Silber betrifft schon allein. Und eine sehr amikale Begegnung. Das Feedback, das ich eben von Kunden bekomme, ist, dass Wien und das stimmt wahrscheinlich, die gutbürgerlichen Bezirke unter Anführungsstrichen, weit ist. Wie siehst du’s?
Gerald v. d. Hint: Von bis. Es kommt halt wirklich darauf an, wer man ist und in welcher Situation. Klar, man kann wahrscheinlich aus anderen Gründen auch Pech haben, aber ich glaube, es ist eben genau dieser Punkt, man muss dankbar sein für das, was schon erreich worden ist und natürlich bin ich froh, dass ich eben hier sein darf und hier geboren bin und nicht an einem Ort, wo ich das vielleicht hätte gar nicht ausleben können oder vielleicht gar nicht selber draufgekommen wäre, weil es durch die Familie gar nicht im Raum steht. Aber andererseits muss man auch dieses Auge behalten auf die Dinge, die es noch zu verbessern gilt und hoffen, dass irgendwann mal alle wirklich sich komplett frei entfalten können und eben ja…
Jean-Paul Vaugoin: Glaubst du ist es eine Generationenfrage auch?
Gerald v. d. Hint: Es dauert wahrscheinlich einfach ein paar Generationen bis sich das durchsetzt, aber man muss halt schon auch aufpassen. Ich beobachte… ich glaube der Ostbahn Kurti hat das gesungen – möge er in Frieden ruhen – einen Schritt vor, zwei Schritte zurück. Zum Glück sehe ich es umgekehrt, zwei Schritte vor, einen Schritt zurück. Aber diese Zurück-Bewegungen sind immer sehr schmerzhaft, weil man die dann schon auch spürt und auch als Einzelner spürt. Und ich glaube, je prekärer man lebt, ja je ärmer und je mehr marginalisierten Gruppen man angehört, desto stärker spürt man das. Natürlich ist jemand, der im vierten oder fünften Bezirk wohnt – so wie ich auch – das ist natürlich andere Kiste, als wenn ich im zehnten Bezirk am Reumannplatz wohne, wo ich bei meinen Eltern wohnen muss zum Beispiel, weil sich finanziell nichts anderes ausgeht.
Jean-Paul Vaugoin: Ja, das glaube ich auch. Es ist leicht der Bon Vivant zu sein, der den Schal nach hinten schlägt und Dinnerpartys gibt, der von allen geliebt wird.
Gerald v. d. Hint: Es gibt ein Lied, es ist irgendwie schöner im Taxi zu weinen als im Linienbus. Ist ja tatsächlich so. Sag, gehst du eigentlich auf die Pride überhaupt? Warst du schon mal dort in den letzten Jahren?
Jean-Paul Vaugoin: Ich war letztes Jahr mit meiner Tochter dort. Also wir waren zuerst im Heidi Horten Museum, haben dann was Mittag gegessen und dann sagt sie, Papa was ist das für ein Lärm? Und dann haben wir uns hingestellt, es war irrsinnig lustig. Und da war eine Gruppe, ich kann mich nicht genau erinnern, es waren fünf Männer, aber sehr, nicht einmal Drag, aber verkleidet als so He-Man, mit so Plastikrüstungen und trotzdem auftupiert und Regenbogen…
Gerald v. d. Hint: Okay, Cosplay oder so?
Jean-Paul Vaugoin: Ja, auch für mich schwer einzuschätzen, aber es hat ihr irrsinnig getaugt. Und wir haben viele Fotos gemacht und sie hat gesagt, wir müssen dieses Jahr wieder hingehen. Habe ich gesagt, dann gehen wir diesmal wirklich länger mit und fahren nicht mit dem Auto, sondern irgendwie öffentlich. Ich persönlich glaube, dass es für Wien ein irrsinniger kultureller und wirtschaftlicher Zugewinn ist. Klingt immer so hart, wenn ich sage wirtschaftlicher Zugewinn.
Gerald v. d. Hint: Das ist absolut so.
Jean-Paul Vaugoin: Aber ich sehe es schon so, es ist Werbung für die Stadt. Es ist einfach eine irrsinnig spannende Zielgruppe für den Tourismus, für die Wirtschaft. Das ist so meine Perspektive, wie ist es für dich?
Gerald v. d. Hint: Also für mich ist es natürlich auch Arbeit. Ich arbeite immer am Tag der Pride, meistens zwei Mal, meistens lege ich einmal dort auf und einmal hier mache eine Veranstaltung. Weil das ist für uns ein ganz ein wichtiger Tag. Aber es bedeutet mittlerweile mehr, also ich habe als junger homosexueller Mann das teilweise auch nicht verstanden, warum muss das so öffentlich, und exaltiert und dings und bunt und laut sein? Weil diese Frage stellt sich jeder irgendwann einmal, da ist nichts Böses dran. Man kann es ja erklären, dass diese Sichtbarkeit wichtig ist und einmal im Jahr zu sagen, wir schaffen uns unseren Raum, wo wir bedingungslos toleriert, eben im Idealfall akzeptiert – ist eigentlich das falsche Wort – werden und mittlerweile halte ich das für absolut wichtig, einfach inhaltlich, dass es das gibt. Ich weiß auch wie vielen jungen Queers, wenn man das jetzt mal so zusammenfassen will, das hilft, auch dort das erste Mal hinzugehen und zu sehen, hey da gibt es eine ganze Menge, die so sind wie ich, die müssen sich nicht verstecken, die können da raus, mitten in Wien. Und das ist wirklich toll. Aber den wirtschaftlichen Aspekt würde ich gar nicht wegtun, weil wenn da die Touristen aus aller Welt hier ein kurzes TikTok-Video machen, das ist eine Wertschöpfung, das kann sich ja überhaupt niemand vorstellen, das kann man gar nicht bezahlen mit Geld.
*AUDIOTRENNER*
Gerald v. d. Hint: Wir machen heute einen BAHÖ?
Gerald v. d. Hint: Wenn ich mich wo nicht entfalten kann und mich nicht zeigen kann auf der Straße, dann ist das für mich ein Einschnitt in meine Lebensqualität und wenn man beruflich Nachteile hat, bei der Wohnungssuche Nachteile hat und das ist nach wie vor so, dann ist das traurig. Es gibt natürlich die Position, dass man sagt, es wirkt manchmal so am ersten Blick, als wären schon alle Ziele erreicht. Aber das ist halt leider nur am ersten Blick so und das finde ich schade, weil das sagt zum Beispiel über einen Mitarbeiter oder Mieter überhaupt nichts aus, ob der LGBTIQ+ oder nicht ist, aber spielt halt trotzdem oft eine Rolle. Wäre das zum Beispiel bei dir ein Thema bei der Einstellung, wenn offenbar jemand z.B. trans wäre?
Jean-Paul Vaugoin: Eher im Gegenteil, ich hätte eine positive Diskriminierung, weil die Wenigsten werden schwanger. Ich meine, Entschuldigung, das war jetzt…
Gerald v. d. Hint: Das könnte man Sexismus nennen quasi. Nein, was ich jetzt gemeint habe, ist auch zum Beispiel transidente Menschen oder non-binär. Jemand kommt zum Beispiel beim Vorstellungsgespräch und sagt ich möchte nicht männlich oder weiblich ankreuzen, wäre auch kein Thema?
Jean-Paul Vaugoin: Da hätte ich überhaupt kein Thema damit, im Gegenteil bei mir ist… jetzt nicht Homosexualität an sich als Sexualität… Aber eine ganz wichtige Kundengruppe sind bei mir homosexuelle Menschen, sei es im B2B-Bereich oder im Interior Design Bereich. Und das ist bei uns seit Jahrzehnten eigentlich so. Oder aus der Modewelt, weil das bei uns auch immer wieder eine Rolle spielt. Ich habe dann ein Problem, wenn es zum Thema oder zu einem Problem wird. Es kann jeder für mich tun, was er möchte, ob er was isst, ob er sich pink anzieht oder was auch immer. Nur wenn er sich bei mir im Betrieb pink anzieht und schmutzig wird dann darf er sich nicht aufregen.
Gerald v. d. Hint: Das heißt don’t bring it to the workplace quasi…. Ja.
Jean-Paul Vaugoin: Ich verstehe schon, ist bei dir natürlich was anderes. Aber es gibt glaube ich… wo ist das? Bei den Simpsons sagen sie glaube ich: Religion ist wie ein Penis, man kann´s haben, aber nicht zeigen.
Gerald v. d. Hint: Es ist eh, und man soll´s niemandem reinstecken gibt´s auch noch den Zusatz. Also das ist eh der Klassiker. Ja, ich meine, gerade ich… Ist halt auch so eine Sache, die uns eben beschäftigt. Ja, ich freue mich, wenn mir Arbeitgeber sagen, dass das für sie kein Thema mehr ist. Weil leider selbst Firmen, die z.B. dann bei der Pride mit der Fahne spazieren gehen und plakatieren, beim Vorstellungsgespräch, wenn ein transidenter Mensch oder ein non-binärer Mensch kommt, dann sitzt halt da ein Abteilungsleiter oder Abteilungsleiterin, der/die vielleicht nicht so informiert ist und es ist tatsächlich ein Problem. Und das gibt es wirklich noch oft. Freu mich, wenn….
Jean-Paul Vaugoin: Ich glaube, das ist wie bei vielen Dingen, wenn man keinen Kontakt zu etwas Neuem hat, dann ist es fremd und man hat Angst davor.
Gerald v. d. Hint: Ja, aber da beißt sich ja die Katze in den Schweif.
Jean-Paul Vaugoin: Natürlich.
Jean-Paul Vaugoin: Weil wenn halt die Arbeitgeber:innen manchmal, eh nicht alle, haben wir ja gehört. Aber wenn es da manchmal Ressentiments gibt, eben auch die Angst vielleicht, dass dann Unruhe reinkommt oder halt Konflikte – das hat ja meistens keinen bösartigen Hintergrund, aber eben Unwissenheit und vielleicht eben eine gewisse Angst auch davor.
*AUDIOTRENNER*
Gerald v. d. Hint: Wir machen heute einen BAHÖ?
Jean-Paul Vaugoin: Bei uns ist es so, dass wir eigentlich Produkte herstellen, die leider, unter Anführungsstrichen, über Generationen halten. Also mein Produkt hält drei- bis vierhundert Jahre.
Gerald v. d. Hint: Eigentlich nachhaltig?
Jean-Paul Vaugoin: 100 Prozent nachhaltig. Wir versuchen Abfall zu vermeiden, weil Abfall ist Geld bei uns, Silber. Ein Besteck hält wirklich über Generationen. Klar, es geht was verloren, bei Scheidungen wird es geteilt, was auch immer, gestohlen. Aber grundsätzlich, wir reparieren Messer um 29 Euro, eine neue Messerklinge einzusetzen damit sie Spülmaschinenfest ist. Das Messer hält dann wieder 60 Jahre. Man kann glaube ich sagen, also der alte Spruch, wer günstig kauft, kauft teuer trifft bei uns total zu. Ja, die Neuanschaffung eines kompletten Bestecksets kostet vielleicht 20, 30, 40.000 Euro, das ist natürlich nicht wenig für ein Besteck, aber ein Mittelklasse-Auto kostet heute nicht mehr 40.000, sondern 80.000 Euro.
Gerald v. d. Hint: Ich wollte jetzt nicht respektlos sein, ich weiß ja welche Arbeit und Stunden und Material auch dahintersteht, das war jetzt nicht so gemeint. Aber das ist natürlich für…
Jean-Paul Vaugoin: Es ist auf einmal einfach ein Riesen Posten, aber wir haben Kunden, die sammeln die Besteckte, die kaufen jedes Jahr ein, zwei, drei Teile.
Gerald v. d. Hint: Also das gibt’s schon auch? Da gibt es Leute, der will aus dem Hause das spezielle Set haben und der baut seine Sammlung sozusagen.
Jean-Paul Vaugoin: Wir hatten jetzt einen aus dem sechsten Bezirk quasi aus der Nachbarschaft einen Kunden, der hat ein Fahrradgeschäft im Sechsten und hat gesagt, du ich habe während Corona gutes Geld gemacht und ich habe über euch gelesen, mir taugt das, hier ist die Werkstätte ich kann zuschauen, wie mein Löffel produziert wird. Ich weiß, der kommt nicht aus Vietnam und da ist ein anderer Zugang. Das ist für ihn ist auch eine gewisse Art von Luxus, aber der Luxus ist eigentlich, dass du weißt, woher es kommt und wer es macht und wer dahinter steht.
Gerald v. d. Hint: Muss man sich halt auch leisten können in dem Fall.
Jean-Paul Vaugoin: Definitiv.
Gerald v. d. Hint: Das wäre natürlich außerhalb meiner Reichweite, wobei ich das halt schon verstehe. Mir ist wirklich jemand sympathischer der sagt, ich kaufe mir ein einfaches Auto und so ein schönes Bestecksatz, den ich dann auch irgendwann mal weitergeben kann und den habe ich dann ein Leben lang. Das finde ich wesentlich sympathischer, aber insgesamt ist es natürlich ein Brocken.
Jean-Paul Vaugoin: Am Antikmarkt kostet es ein Viertel und wir polieren es auf.
Gerald v. d. Hint. Was kostet ein Viertel? Entschuldigung.
Jean-Paul Vaugoin: Ein Besteck. Im Dorotheum – ich will jetzt keine Werbung machen – jedes Auktionshaus im Internet. Man kann es relativ günstig alt kaufen, reinigen, selber putzen oder wir polieren es auf, es ist qualitativ gleichwertig. Das ist eigentlich eine große Konkurrenz von uns.
Gerald v. d. Hint: Für mich wäre es die Hürde, dass man es wahrscheinlich selber waschen muss und nicht in den Geschirrspüler geben kann.
Jean-Paul Vaugoin: Es ist Spülmaschinenfest.
Gerald v. d. Hint: Wirklich, Silberbesteck? Aber wird dann einen Schleier kriegen oder so?
Jean-Paul Vaugoin: Aber so wie jedes andere Besteck, also das ist überhaupt kein Thema.
Gerald v. d. Hint: Ich mag schöne Dinge wirklich sehr, aber mein Schatzi regt sich immer fürchterlich auf, weil ich von unserem Besteck und das ist bunt durchgemischt immer das Schirchste nehme, aus seiner Ansicht, das einfachste. Aber prinzipiell verstehe ich das und finde das sicher noch eine Art von Luxus, die ich wesentlich weniger verwerflich finde als andere Auswüchse, wo mir einfach das Verständnis fehlt. Die materielle Grundlage fehlt mir wahrscheinlich für beides.
*AUDIOTRENNER*
Gerald v. d. Hint: Wir machen heute einen BAHÖ?
Jean-Paul Vaugoin: Also bei mir beginnt es ja wirklich beim Silberschmieden und da sind wir weit weg vom Luxus. Das Schleifen das ist ganz schmutzig. Meine Mitarbeiter gehen nachher duschen und kratzen sich den Schleifstaub aus den Ohren. Und wir haben große Hämmer und es ist wirklich physisch sehr anstrengend. Die meisten, die bei mir beginnen verlieren erstmal 20 Kilo im ersten Halbjahr, weil sie es einfach nicht gewohnt sind, weil es wirklich von 8 bis 16:30…
Gerald v. d. Hint: Wow. Braucht ihr gerade jemanden?
Jean-Paul Vaugoin: Du hättest nicht das Problem glaube ich.
Gerald v. d. Hint: Das Definieren ist immer schwierig.
Jean-Paul Vaugoin: Die Produktion selber in keinster Weise, es ist ein Handwerk und man kann diskutieren, ist es Handwerk, ist es Kunsthandwerk? Das sind für mich so Einteilungsfragen und dann wie man jetzt Luxus definiert muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich habe Kunden wo ich… Ich habe das Glück sehr interessante und sehr tolle Menschen auch kennenzulernen. Und auch sehr private Einblicke zu haben, weil ich halt oft zu denen nach Hause fahre und Tische decke oder etwas liefere oder so und halt mitbekomme wie ein Leben, das man vielleicht nur aus Magazinen kennt, oft funktioniert. Und da merke ich einfach, dass der Grenznutzen von Geld sehr schnell erreicht ist, weil es bringt nichts den dritten Angestellten, und den vierten und den fünften, weil irgendwer muss es organisieren und dann hat man den Angestellten, der die Organisation der Angestellten übernimmt und das ist völlig absurd.
Gerald v. d. Hint: Also Expansion ist jetzt nicht das wichtigste Ziel sozusagen.
Jean-Paul Vaugoin: Das ist gar nicht bei mir in der Firma, sondern bei den Kunden. Also kundenseitig, wo ich mir oft denke, eigentlich könnte es dir viel besser gehen, wenn du es dir leichter machen würdest. Und ich glaube, das wäre der Luxus. Und ist jetzt nicht noch eine Uhr und noch ein Auto, weil das haben die Kunden eh, sondern Luxus wäre eigentlich mal zu sagen, okay was brauche ich nicht?
Gerald v. d. Hint: So der buddhistische Zugang, ein bisschen.
Jean-Paul Vaugoin: Ja, es klingt komisch.
Gerald v. d. Hint: Allein hier zu leben in diesem Teil der Welt ist halt natürlich gewissermaßen privilegiert und Luxus. Ich mache mir da im Rahmen von meiner Geschichte beim Fortgehen sehr viele Gedanken. Weil eines muss ich zum Beispiel schon sagen, wir reden total viel von Diversität und das ist auch gut und wir schauen wirklich, dass wir DJs buchen, die nicht ausschließlich männlich gelesen sind und mit Migrationshintergrund. Aber was fast nicht thematisiert… wir haben kaum Menschen, die aus einer Lehre kommen zum Beispiel. Unser Publikum ist studentisch. Da mache ich mir sehr viele Gedanken, wie können wir die – wenn ich jetzt die sage, das klingt schon mal despektierlich, das ist nicht so gemeint – aber ich würde diese Zielgruppe gerne erschließen und mir denken, das ist eine Musik für jeden, kann sich so viele bewegen und das wäre schöner wie bei anderen… Zum Beispiel beim Fußball wo alle zusammenkommen, wie ich die mehr hier her bewegen könnte, aber es ist kein großes Gegeninteresse bis jetzt da gewesen.
*AUDIOTRENNER*
Gerald v. d. Hint: Wir machen heute einen BAHÖ?
Gerald v. d. Hint: Was ist denn das teuerste Getränk, das du wirklich jemals bestellt hast, wenn wir schon bei Luxus sind, ein Real-Talk, das absolut teuerste Ding, was du jemals geordert hast?
Jean-Paul Vaugoin: Ist mir richtig peinlich, ist mir richtig peinlich. Aber ich war frisch getrennt…
Gerald v. d. Hint: Okay, da macht man so manche Sachen.
Jean-Paul Vaugoin: …und in Paris unterwegs und es war eine 5 Liter-Imperial- Rosé in einem Club, im L´Arc in Paris.
Gerald v. d. Hint: Also Moët?
Jean-Paul Vaugoin: Nein, Imperial Champagner, der unten zu ist, den der russische Zar immer getrunken hat.
Gerald v. d. Hint: Und? Cards on the table, der Preis?
Jean-Paul Vaugoin: Sieben Kilo. Das hat lange weh getan.
Gerald v. d. Hint: Love hurts. In many ways.
Jean-Paul Vaugoin: Und bei dir?
Gerald v. d. Hint: Ja, da kann ich nicht mithalten.
Jean-Paul Vaugoin: Nein, Gott sei Dank, ich schäme mich wahnsinnig.
Gerald v. d. Hint: Aber ich habe eben eine Zeit gehabt, merkt man nicht an dem Quatsch, den ich gerade geredet hab, klingt als würde ich mich überhaupt nicht auskennen mit Champagner. Aber ich habe so Champagner halt irgendwie durchprobiert. Ich habe vor allem versucht… Es gibt ja wirklich tolle Champagner, die auch so mit 95, 96 Falstaff-Punkten und so weiter bewertet werden, so in der Preiskategorie 35-50 Euro. Da habe ich ein bisschen herum probiert, dann die ersten Jahrgangschampagner, die so bei 100 Euro in der Flasche waren. Und ich habe mir eine Flasche Dom Perignon 2016 gekauft und die habe ich aber noch nicht geöffnet.
Jean-Paul Vaugoin: Gut gelagert?
Gerald v. d. Hint: Sie ist im Kühlschrank. Ist das schlecht?
Jean-Paul Vaugoin Ich kenne mich leider wirklich nicht gut aus.
Gerald v. d. Hint: Das ist ja mein Punkt, das spielt ein bisschen mit. Ich habe sie leider, das ist wahrscheinlich auch nicht ideal, auf Willhaben gekauft, aber ich habe sie bei jemandem geholt, der mir seine Adresse gegeben hat und der mir das aus dem Reihenhaus quasi verkauft. Jetzt glaube ich schon, dass der mich nicht über den Tisch ziehen würde und wahrscheinlich habe ich sie deshalb so lange schon herumliegen und nicht aufgemacht, weil ich Angst habe ein bisschen, dass sie nicht okay ist. Aber ich hoffe, der Jahrgang stimmt, weil es ist ein 100-Punkte-Jahrgang, sonst ist es 2012. Ich bin mir jetzt nicht sicher und ich möchte einmal wissen, wie ein 100-Falstaff-Punkte schmeckt.
Jean-Paul Vaugoin: Cool, also mein Zugang ist… Das, was ich vorher gesagt habe, ich schäme mich wirklich dafür, weil ich glaube, dass man wirklich um relativ wenig Geld gute Weine bekommt.
Gerald v. d. Hint: Ja, es gibt eine tolle Weinkultur. Es ist noch immer viel Geld. Weil es gibt halt Leute natürlich, wenn man mit dem Kollektivvertrag Einzelhandel auskommen muss, dann ist auch eine 35 Euro Flasche schwer erschwingbar, muss man auch sagen.
Jean-Paul Vaugoin: Aber ich finde, Weißweine um die zehn Euro im Handel sind eigentlich gut.
Gerald v. d. Hint: Gibt´s top… also gerade aus Wien, der Gemischte Satz aus Wien sogar unter zehn, toll.
Jean-Paul Vaugoin: Und die Wiener Winzer machen tolle Sachen.
*AUDIOTRENNER*
Gerald v. d. Hint: Wir machen heute einen BAHÖ?
Gerald v. d. Hint: Das ist jetzt wirklich eine provokante Frage und das frage ich mich schon wirklich lange. Nämlich, wenn man… Ich weiß ja selber, ich habe Anzüge zu Hause. Also natürlich hat jeder oder fast jeder, aber ich führe sie nur so zwei-, dreimal im Jahr aus. Und mir wurde gesagt, ich muss immer aufpassen, dass ich sie nicht dreckig mache, weil die kann man nur so sechs-, siebenmal reinigen. Jetzt frage ich mich immer, wenn Leute so jeden Tag ihren Anzug tragen – wie oft wird der dann gereinigt, ist das immer astrein sauber?
Jean-Paul Vaugoin: Es kommt drauf an, manchmal vom Würstelstand übersieht man den Senf noch, das kann schon passieren. Aber nein, also grundsätzlich hänge ich ihn aus.
Gerald v. d. Hint: Also lüften?
Jean-Paul Vaugoin: Lüften, und wenn er schmutzig ist, dann trage ich ihn in die Putzerei beziehungsweise dann am Ende der Saison, dass der Winteranzug dann im Plastik während des Sommers im Kasten hängt. Aber von wegen Qualitätsverlust durch das Waschen habe ich noch nie gemerkt. Bei der Hose ist eher mein Tipp, wenn man sich einen Anzug kauft oder machen lässt, dass man eher zwei Hosen machen lässt. Weil mir ist jetzt bei meinem Lieblingsanzug die Hose durchgerissen und der Gaugusch, das Geschäft beim Sacher, das Jungmann und Neffen, hat diesen Stoff nicht mehr. Und jetzt kann ich das Sakko noch als Blazer tragen, aber die Hose ist ja, die habe ich fünf Mal flicken lassen und ich habe bei mir einen sehr netten syrischen Schneider in der Zieglergasse und der hat gesagt, geht nicht mehr. Also tragen.
Gerald v. d. Hint: Also es geht öfter als sie sechs-, siebenmal zu waschen?
Jean-Paul Vaugoin: Ja.
Gerald v. d. Hint: Ich habe gehört, die fangen dann zu glänzen an und deshalb geht das nicht, aber das ist wahrscheinlich ein bestimmtes Material oder so.
Jean-Paul Vaugoin: Also ich würde mir jetzt auch nicht zutrauen den Anzug bei mir selber zu waschen, also die Hose vielleicht schon.
Gerald v. d. Hint: Mir wurde gesagt, ich kann sie nicht öfter als sechs-, siebenmal in die Putzerei geben.
Jean-Paul Vaugoin: Nein.
Gerald v. d. Hint: Nein, liegt vielleicht dann auch an der Qualität des Grundprodukts.
Jean-Paul Vaugoin: Ich glaube auch. Ich weiß von Anzügen, die mein Bruder von meinem Onkel bekommen hat. Das waren alte Tweet-Anzüge, die sind 60 Jahre alt und die passen noch immer.
Gerald v. d. Hint: Es gibt ja Kleidungsstücke, die nie gewaschen werden, wie zum Beispiel so eine Krachlederne. Da tue ich mir echt schwer wirklich auch nur vorbeizugehen an den Leuten. Wenn man jetzt im Bierzelt ist im Sommer, da schwitzt man die ganze Zeit richtig rein, dann gibt’s auch noch die Kultur, wo die Leute gar nicht mehr aufstehen, um aufs Klo zu gehen, sondern unterm Tisch…Da denk ich mir immer was da drinnen alles kreucht und fleucht.
Jean-Paul Vaugoin: Und die werden noch vererbt.
Gerald v. d. Hint: Man sieht es dann teilweise schon, alle Farben des Regenbogens, nicht in der guten Art und Weise.
Jean-Paul Vaugoin: Und des Brathendls.
*AUDIOTRENNER*
Gerald v. d. Hint: Wir machen heute einen BAHÖ?
Gerald v. d. Hint: Ein sehr, sehr schräges Erlebnis war wie jemand auf einer Dating-Plattform mir angeboten hat, dass er sich mit mir treffen würde, mit mir gerne Verkehr hätte und dabei würde er gerne Insekten zerquetschen mit den Füßen. Also das wäre dann so der Fetisch. Ich habe mich dagegen entschieden, also nur als Disclaimer sozusagen. Aber ich muss sagen, das ist hängen geblieben. Man sieht ja viel im Nachtgeschäft, aber an das werde ich mich glaube ich immer erinnern. Also auch logistisch ist das ja schon lustig. Ich wüsste gar nicht so spontan, wo ich jetzt zum Beispiel Insekten hole, aber wahrscheinlich ist das gar nicht so schwer, müsste ich jagen gehen oder so.
Jean-Paul Vaugoin: Aber ich finde das wirklich gut, es passt jetzt nicht zu dem Thema, oder schon. Aber eine mittlerweile gute Bekannte von mir ist so bei großen Discos an der Côte d’Azur, weiß ich nicht, Gatekeeperin, Platzeinweiserin oder so. Eine irrsinnig Liebe. Aber natürlich nach außen hin glaubt man, was die alles macht und tut und wie sie angezogen ist und so weiter. Aber ich war mit ihr Mittagessen mit einem Freund von mir und der Freund von mir ist sehr – oder war – vor allem in Berlin sehr freizügig unterwegs, ist verheiratet, aber trotz alledem. Und dann ging es darum wer was für einen Fetisch hat. Und ich habe gesagt, was ich halt irgendwie gerne habe. Und die beiden so, das ist kein Fetisch, das ist ganz normal. Und ich, na gut, das und das – nein, das ist alles kein Fetisch. Du musst doch einen Fetisch haben? Also gut, jetzt weiß ich, auf Insekten herum trampeln währenddessen, das ist ein Fetisch.
Gerald v. d. Hint: Aber man muss dazu sagen, abgesehen davon, dass mir die Insekten ein bisschen leidtun – ist vielleicht auch ein bisschen lächerlich von mir – aber ich möchte das natürlich nicht bewerten, sondern jeder darf seine oder ihre Sexualität so ausleben wie er/sie möchte, Vertragsfähigkeit der Partner vorausgesetzt, vielleicht keine Tiere oder zumindest keine Säugetiere, sage ich jetzt mal oder so. Bei Insekten weiß ich nicht, ich möchte hier ganz einfach niemanden diskriminieren, das ist mir wichtig.
Jean-Paul Vaugoin: Eh, aber die Vorstellung ist schon lustig.
Gerald v. d. Hint: Das ist übrigens lustig, ich habe diese Diskussion tatsächlich mit meinem Podcast-Partner oft, weil der ja der Meinung ist, dass so ein bisschen Fetisch, so kleine Sachen, weiß ich nicht… Schuhe, Socken, rote Schuhe, Lederdress, so ein bisschen ab und zu halt Fetisch ist. Ich bin ja auch jemand… also ich bin selber kein Fetischist, ich oute mich, dass ich keiner bin, aber ich kenne sehr viele Fetischisten und die haben da schon einen strengeren Zugang, also da muss man schon ein bisschen was leisten für Fetisch. So wie deine Freunde quasi gesagt haben, da muss man halt schon zum Beispiel regelmäßig wirklich Latex investieren und die verschiedenen Texturen kennen und auch wirklich an den verschiedenen Orten verkehren.
Jean-Paul Vaugoin: Deren Definition war quasi, Fetisch ist es erst dann, wenn du’s ohne dem nicht mehr kannst.
Gerald v. d. Hint: Das sehe ich eigentlich auch so. Ich habe mich damit beschäftigt und es gibt glaube ich viele Forscher:innen in dem Bereich, die das auch so sehen würden.
Jean-Paul Vaugoin: Also, wenn du jetzt einmal gerne rote Schuhe hast, dann ist das noch kein Fetisch, sondern halt etwas Erotisches oder…
Gerald v. d. Hint: Wobei, wenn du dir jetzt die Freiheit nehmen würdest, ich würde jetzt ab und zu ein bisschen Fetisch machen, dann würde ich dir die auch nicht nehmen wollen, aber wahrscheinlich die echten Fetischisten würden da schon so sagen, wie die echten Fußballfans, das ist ein Wochenende-Fußballfan.
*AUDIOTRENNER*
Gerald v. d. Hint: Wir machen heute einen BAHÖ?
Gerald v. d. Hint: Der echte Wiener? Also der Mundl. Also, der Schauspieler war ja gar kein Österreicher, das ist ja das Ärgste, kein Wiener. Naja, also für mich gibt’s tausende Arten von echten Wienern und eine Person kann schon mehr echte Wiener sein. Der Falco bei Nacht, der war ja ein ganz anderer als der Falco unter Tags. Und vor allem gibt’s auch echte Wienerinnen und alles dazwischen und außerhalb. Unsere Drag Queens sind für mich echte Wienerinnen. Es gab ja in dem Podcast vor kurzem, ich weiß nicht ob du’s gesehen hast, von derselben Serien wo wir sind, BAHÖ, mit der Metamorkid. Die ist Wien, Wien as Wien can be oder Vienna as Vienna can be, und die hat das Drag Race Deutschland gewonnen, eine Megasendung als authentische… Also wenn man mit der spricht, das ist eine Wienerin, das ist die Wienerin, aber genauso die Trafikantin am Eck, genauso jemand, der einen geil gehenden Dönerstand hat am Reumannplatz, wo die Leute Schlange stehen. Das ist genauso ein echter Wiener. Also es gibt tausende Arten ein echter Wiener zu sein, solange man sich hier verwirklicht, miteinander lebt, freundlich ist, sich gerne hat, finde ich da voll alles dabei.
Jean-Paul Vaugoin: Kann ich so nur unterschreiben. Ich weiß nicht, Reumannplatz – Tichy, man muss auch ein bisschen Werbung machen, guter Kunde von uns, wir dürfen seine Schalen aufarbeiten, super cooler lässiger Typ. Hat mir auch erzählt, er hätte Angebote gehabt in die Innenstadt zu gehen, da sagt er nein, Tichy ist am Reumannplatz.
Gerald v. d. Hint: Ist auch interessant. Das ist tatsächlich echtes Silber dort? Wissen das die Leute?
Jean-Paul Vaugoin: Nein, nicht echtes Silber, das ist versilbert, aber schwer versilbert und er legt darauf Wert, auf die Qualität, weil es zum Produkt passt. 70 Mitarbeiter im Sommer, wahnsinnig toll.
Gerald v. d. Hint: Ja, so ein Marillenknödel.
Jean-Paul Vaugoin: Herrlich, oder? Das ist Wien.
*AUDIOTRENNER*
Gerald v. d. Hint: Wir machen heute einen BAHÖ?
Gerald v. d. Hint: Ich finde alle, die uns jetzt zugehört haben, sollten jetzt diesen Podcast abonnieren. BAHÖ-Podcast ist leiwand, BAHÖ-Podcast ist Wien und da kommen Leute zusammen. Und ich finde, jetzt wäre der richtige Moment diesen Knopf zu drücken.
Jean-Paul Vaugoin: Und BAHÖ zu abonnieren.
Gerald v. d. Hint: So ist es. Haben wir einen Konsens?
Jean-Paul Vaugoin: Definitiv. Da haben wir keinen BAHÖ. Und mir würde es wahnsinnig Spaß machen, wenn du mich besuchen kommst…
Gerald v. d. Hint: Ja, sehr gerne.
Jean-Paul Vaugoin: Und wir zumindest in der Werkstatt mit Hämmern und anderen Gegenständen noch einen BAHÖ machen.
Gerald v. d. Hint: Ja, ich bringe einen mittelpreisigen Champagner mit, darf man in der Werkstatt was trinken oder ist das streng verboten?
Jean-Paul Vaugoin: Die Mitarbeiter dürfen nicht, aber wir dürfen schon, sonst haben wir ein BAHÖ mit dem Magistrat.
*AUDIOTRENNER*
Gerald v. d. Hint: Na so ein BAHÖ.
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