Wien im Glas: Drinks aus Wien
Wiener Wein
Er ist das Aushängeschild unter den Getränken aus Wien – das berühmteste und bei vielen beliebteste. Schon Kelten und Römer sollen hier Rebkulturen angelegt haben. Heute ist Wien die einzige Metropole weltweit mit nennenswertem Weinbau innerhalb der Stadtgrenzen. Dank 600 Hektar Weingärten können rund 2,5 Millionen Liter pro Jahr produziert werden. Auf 80 Prozent der Flächen wird übrigens Weißwein angebaut. Besonders beliebte Sorten: Grüner Veltliner, Riesling, Weißburgunder, Chardonnay sowie eine echte Spezialität: der Wiener Gemischte Satz. Wein, der aus mindestens drei Rebsorten besteht, die gemeinsam angebaut, geerntet und gekeltert werden. Einst stiefmütterlich behandelt, gibt es für diese Besonderheit mittlerweile die Qualitätsauszeichnung DAC sowie das prestigeträchtige Presidio-Siegel.
Rund die Hälfte des Weins stammt aus dem hügeligen Nordwesten der Stadt, dazu kommen traditionelle Anbaugebiete nördlich der Donau sowie im Süden Wiens. Den kleinsten Weingarten findet man übrigens im Herzen der Stadt: am Schwarzenbergplatz. Und wo schmeckt der Wiener Wein eigentlich am besten? Natürlich vor Ort, in einem von rund einhundert Heurigen mit Wein aus eigenem Anbau. In gemütlichem Ambiente genießt man dort auch kalte und warme kulinarische Spezialitäten. Nach dem Essen gibt’s bei Bedarf ein „Stamperl“, also einen Shot Schnaps. Meistens verschiedene Obstbrände. Wer’s erfrischend mag, greift in Wien – aber nicht nur beim Heurigen – zum Weißen Spritzer. Halb Weißwein, halb Soda. Der gehört zum Stadtbild wie der Stephansdom und das Riesenrad.
Der alkoholfreie Vertreter aus der Familie der Traube ist der immer beliebter werdende Saft aus frisch geernteten und gepressten Trauben. Der Trend geht klar zu Traubensaft in Premiumqualität. Wien ist sogar das erste Bundesland mit prämiertem Traubensaft. In „Ausgezeichnetem Wiener Traubensaft“, der von Fachjurys gekürt wird, landen ausschließlich Trauben aus Wiener Weingärten.
Sturm
Wenn sich der Sommer zu Ende neigt, beginnt in Wien die Sturm-Zeit. Aber keine Sorge: Dann wird’s nicht windig, denn Sturm ist Traubensaft, der begonnen hat zu gären, also gerade dabei ist, Wein zu werden. In Deutschland bekannt als Neuer Wein oder Federweißer bzw. Roter. Sturm muss mindestens ein Prozent Alkohol haben und wird in Weiß, Rot und Rosé getrunken. Bei herbstlichen Wanderungen durch die Wiener Weinberge entdeckt man, dass fast alle Betriebe Sturm ausschenken. Aber auch innerstädtisch gibt es ihn an jeder Ecke. Kleine Sturm-Etikette: Man sollte ihn mit der linken Hand trinken, außerdem prostet man sich „Mahlzeit!“ zu, ohne anzustoßen.
Gin
Vor einigen Jahren hat Gin einen regelrechten Siegeszug durch die Bars und Wohnzimmer der Welt angetreten. Das Interesse an der farblosen Spirituose, hergestellt aus Wacholderbeeren und vielen duftenden sogenannten Botanicals, ist auch in Wien ungebrochen. Gin wird hier aber nicht nur getrunken, sondern auch hergestellt. Immer mehr Destillerien schießen aus dem Boden. Klimt und Co. zieren die Flaschen von Wien Gin. Einen Namen gemacht haben sich auch die Vienna Craft Distillery und Munakra Gin. Vienna Distiller bietet seit kurzem Verkostungen an einer höchst prominenten Location: in der Spanischen Hofreitschule.
Und mit Alexandra Ghuneim, die das Gin-Label HabibiDryGin betreibt, stellt Wien auch die erfolgreichste, jüngst prämierte Einzeldestillateurin. Übrigens: Expert:innen sagen, dass Gin nicht immer Begleitung braucht, bloß mit Eis darf er nicht getrunken werden. Am beliebtesten ist aber weiterhin der G & T: Gin mit Tonic.
Wermut
Ähnlich im Trend liegt seit rund zwei Jahren Wermut, obwohl es ihn schon ewig gibt. Denn bereits im Alten Ägypten und antiken Griechenland wurde Wein mit Kräutern versetzt. Wie beim Wein gibt es Weiß-, Rot- und Rosé-Varianten. Wermut gilt als unkompliziert (Aperitif!) und nicht zu stark (Alkoholgehalt unter 22 Prozent). Den traditionsreichsten Wermut aus Wien produziert seit 1891 die Firma Burschik, wo man ihn allerdings – wie im Englischen – Vermouth bezeichnet. Gleich hinter dem Westbahnhof kann man an Verkostungen und Führungen teilnehmen.
Der Wermut hat es dank der Cocktails Martini und Negroni zu besonderer Berühmtheit gebracht. Letzteren gibt es auch in einer Wiener Variante: Man mische Burschiks Vermouth Red, Wien Gin und den ebenfalls hier produzierten Wiener Dirndl (Likör aus der Kornelkirsche) zu gleichen Anteilen. Das Ergebnis ist ein sogenannter „Negroni, Oida!“
Noch mehr Spirituosen und Liköre
In Wien gibt es aber noch viel mehr, auch Produkte, die man nicht sofort mit der Stadt in Verbindung bringen würde. Bei Sake.Wien bekommt man den traditionsreichen japanischen Reiswein – hergestellt aus Wiener Hochquellwasser und Bio-Reis aus Italien.
Kalê ist ein aromatischer Kräuterlikör, der pur oder gemixt – zum Beispiel als Kalê Spritz oder Kalê Sour – getrunken wird. Es wäre nicht Wien, wenn nicht auch der Kaffee seinen Weg ins Schnapsglas finden würde: Der Wiener Mocca aus der Kaffeemanufaktur Naber ist ein kräftiger Kaffeelikör.
Die Alt Wiener Schnapsmuseum GmbH produziert in Kooperation mit Manner Creme-Liköre, die wie flüssige Schokobananen oder Neapolitaner Schnitten schmecken. Und wer’s hochprozentig mag: Das Traditionsunternehmen aus Wien-Meidling stellt auch verschiedene Absinthe her.
Sekt
Wenn es etwas zu feiern gibt, stoßen auch die Wiener:innen am liebsten mit Schaumwein an. Auch hier können sie auf zahlreiche Produkte zurückgreifen, die tief mit der Stadt verwurzelt sind. Sekt, also eine Veredelungsstufe von Wein, wird in Wien von zahlreichen Winzer:innen sowie von einigen echten Sektpionieren produziert. Das Haus Schlumberger, zu dem heute auch die Wiener Marke Hochriegl zählt, wurde 1842 gegründet und ist somit die älteste Sektkellerei Österreichs.
Auf viel Tradition blickt auch der ehemalige k. u. k. Hoflieferant Kattus zurück. Kaiser Franz Joseph soll sich jeden Sonntag eine Flasche Kattus gegönnt haben. Beide Betriebe öffnen im 19. Bezirk auch ihre sehenswerten Kellerwelten. Die Beliebtheit des Sekts ist jedenfalls ungebrochen: Neun von zehn Österreicher:innen konsumieren das Sprudel-Getränk laut „Sektreport“ gelegentlich. Immer mehr Menschen erfreuen sich auch an den unterschiedlichen alkoholfreien Varianten.
Bier
Mit dem Gerstensaft verbindet Wien eine noch längere Geschichte, galt die Stadt vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert doch als Hochburg der Bierbrauer. Heute gibt es nur noch eine Großbrauerei: Ottakringer. Deren Brauerei im 16. Bezirk dient auch als beliebte Location für Events und Partys. Im Wiener Sprachgebrauch hat sich das „16er-Blech“ längst als Ausdruck für eine Dose Ottakringer etabliert (16 steht für den Bezirk, Blech für das Dosenmaterial). Probieren Sie’s mal bei einem Würstelstand aus. Hauseigenes Bier schmeckt auch in den rund 15 Gasthausbrauereien, die über ganz Wien verteilt sind. Die junge Wiener Bierbrauerszene liefert mit ihren Craft Bieren immer neue Kreationen. Auch in Wien sehr beliebt: der Radler – Bier gemischt mit Limonaden oder Wasser. Das Bier kommt in Wien übrigens in drei Größen: Pfiff (0,125 Liter), Seidl (0,3) und Krügerl (0,5).
Cocktailrezept: Wienliebe
Ein Cocktail, der nach Wien schmeckt, exklusiv für uns entwickelt von Isabella Lombardo, Barchefin der Lvdwig Bar.
- 5 cl Wiener Blut Gin
- 3 cl hausgemachter Holundercordial
- 2 cl Sissi Wiener Wermut
- 1 cl Supasawa
- 0,5 cl Gegenbauer Heidelbeeressig
Alle Zutaten in einem Mixing-Glas rühren und gut vermischen. Anschließend mit ein paar Heidelbeeren und einer Zitronenzeste garniert servieren. Je nach gewünschter Menge eignet sich jedes Glas.
Text: Maria Schaller