Wolfram: Der andere Amadeus
Sein Name ist Klubgehern in New York ebenso ein Begriff wie in Tokyo, Berlin und Moskau. Ähnlich mondän verhält es sich mit der Veröffentlichung von Wolframs Alben. Die Platten des Wuschelkopfes erscheinen beim renommierten New Yorker Label DFA, ein Adelsschlag für jeden dem Zeitgeist verpflichteten Künstler im Zeichen der Klubkultur. Doch Wolframs kreative Homebase ist Wien. Für den gebürtigen Kärntner hat hier in den frühen 2000er-Jahren alles begonnen. Damals wie heute ist er dafür bekannt, Dinge zusammenzuführen, die nicht zwangsläufig miteinander assoziiert werden. Um die starren Ansichten der Geschmackspolizei kümmert er sich seit jeher herzlich wenig. Und das kommt sehr gut an.
Die 1980er im Herzen
Techno und Italo-Disco-Sounds führen in seiner Musik seit jeher eine friedliche Koexistenz mit trashigem Eurodance und mitunter an Videospielklassiker gemahnende Sounds. Gefragt ist alles, was gut ins Ohr geht, in die Hüfte schießt und die Party am Laufen hält. Nicht zu überhören ist die Liebe zum warmen Klang analoger Synthesizer, die davon zeugt, dass Wolfram ein Kind der 1980er-Jahre ist. Was sich auch auf textiler Ebene niederschlägt: Die Pullovermode jener Zeit hat es ihm ebenso angetan wie Formel-1-Rennanzüge von damals. Er kann es tragen. Schließlich hat er einst auch als Model gejobbt. Wolframs in jeder Hinsicht erfrischende wie undogmatische Herangehensweise ist letztlich auch bei den Großen der Branche auf viel Resonanz getroffen. Prominentester Wolfram-Fan ist der US-amerikanische Musikstar Moby. Er hat sich von Wolfram ebenso remixen lassen wie die US-amerikanischen Discokönige Hercules and Love Affair. Von Wolframs bemerkenswerter internationaler Vernetzung zeugt auch sein neues Album (Erscheinung September 2019).
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DJ-Set Wolfram Boiler Room Vienna
Von Haddaway bis Hurn
Es trägt, des lustigen Wortspiels wegen, den hochmusikalischen Titel „Amadeus“. Darauf zu hören ist die kanadische Electro-Provokateurin Peaches ebenso wie Wiens bekanntester Cloud-Rap-Künstler Yung Hurn. Wie bereits im Rahmen von Wolframs 2011 erschienenen Debütalbum vorexerziert, gibt es einmal mehr ein Gastspiel der Eurodance-Ikone Haddaway. Auch US-Rapper The Egyptian Lover ist auf „Amadeus“ mit von der Partie. Für einen besonderen musikalischen Überraschungsmoment ist in Form einer Kooperation mit Pamela Anderson gesorgt. Diese überaus inhomogene Auswahl an Gästen ist so wie der hochtrabende Albumtitel durchaus mit Humor aufzufassen. Der steckt seit jeher tief in Wolframs Schaffen. Auch was die Orte für sein DJing betrifft. Mitte der 2000er-Jahre war Wolfram Resident-DJ einer Partyreihe, die auf überaus engem Raum stattfand: Gefeiert und getanzt wurde in einem Stiegenhaus des altehrwürdigen MAK.