“Der Tod, das muss ein Wiener sein”, behauptete schon der Wiener Komponist und Dichter Georg Kreisler. Und recht hat er. Denn keine andere Stadt lebt den Tod so vielfältig wie Wien: Ob Katakomben voller Skelette, ein Friedhof als Naherholungsgebiet der Lebenden oder einzigartige Kunstwerke über Tod und Leben – hier findet man alles, was schaurig schön und schön schaurig ist.
Und sterbenslangweilig wird einem dabei auch nicht: Führungen durch die Kaisergruft, ein Ausflug ins Bestattungsmuseum oder eine Aufführung von Mozarts Requiem, das natürlich in Wien verfasst wurde, verwandeln das Tabuthema zum skurrilen Ausflug. Kein Wunder also, dass Wien auch für eine Eintagsfliege “the last place you want to be” wäre.
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Warum der Tod ein:e Wiener:in sein muss:
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Man sagt den Wiener:innen ein besonderes Verhältnis zum Tod nach. Der
Begriff
„A schöne Leich“ steht nicht nur für ein aufwändiges
Begräbnis. Er ist auch Ausdruck einer Lebenshaltung: Der Tod
ist unvermeidlich – also feiern wir ihn.
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Auf dem Zentralfriedhof, dem zweitgrößten Friedhof Europas,
findet man nicht nur beeindruckende Grabanlagen (u. a. von Beethoven),
sondern auch ein beliebtes Naherholungsgebiet der Wiener:innen, die
hier gerne joggen.
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„Tod und Leben“ ist eines der berühmtesten Werke von Gustav
Klimt. Es hängt im Leopold Museum. Darauf werden Menschen in allen
Altersstadien dargestellt. Es scheint, als würden sie schlafen und den
Sensenmann ignorieren.
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Mozart starb in Wien während er sein weltberühmtes Requiem
komponierte. Es ist eines der meistgespielten Werke bei Begräbnissen
und wurde in der Michaelerkirche uraufgeführt.
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Die Beisetzung der Habsburger erfolgte auf besondere Weise.
Während die Herzen in der Augustinerkirche und die Eingeweide im
Stephansdom beigesetzt wurden, fanden die Körper in der Kapuzinergruft
die letzte Ruhe.
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Am Friedhof der Namenlosen wurden hunderte unbekannte Tote
bestattet, die von der Donau angeschwemmt wurden. Dieser
melancholische Ort wurde durch den Film „Before Sunrise“ aus 1994
weltberühmt.
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Im Bestattungsmuseum Wien kann man zweimal pro Jahr in einem
Sarg Probe liegen. Außerdem gibt es dort skurrile Artikel, wie eine
Leichentramway aus Lego oder Zigaretten-Etuis mit der Aufschrift
„Rauchen sichert Arbeitsplätze“.
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Das Wienerlied bezeichnet ein eigenes Musik-Genre, das
geprägt ist von der Gelassenheit gegenüber Tod und Leben. Anstatt
Trübsal zu blasen, schenkt man sich lieber noch ein Achterl ein.
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Der liebe Augustin
soll 1679 eine Nacht in einer Pestgrube überlebt haben. Die Sage steht
für den unverwüstlichen Lebensgeist der Stadt. Die Pestsäule erinnert
heute noch an die verheerenden Pestepidemien.
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Das Bild „Der Tod und das Mädchen“ von Egon Schiele entstand
1915, als der Maler zum Militärdienst im Ersten Weltkrieg eingezogen
wurde. Es kann im Oberen Belvedere besichtigt werden.