Wien ist überaus historisch, doch genauso eine Stadt, die den Zeitgeist reflektiert. Und zwar gestern wie heute. Das demonstriert eine Zeitreise im Zeichen der Mid-Century-Architektur der 1950er und 1960er, als die Stadt im Zeichen des großen Aufbruchs stand. Willkommen in der Zukunft von damals, in der es viel zu erleben gibt.
Wiens Architektur hat in allen Epochen der Baukunst Bemerkenswertes hervorgebracht. In den Fokus ist in den vergangenen Jahren die Mid-Century-Architektur des 20. Jahrhunderts gerückt, die viel über die Stadt erzählt. Die 1950er und 1960er Jahre waren eine Ära des Neubeginns. In der Architektur kam mit dem Mid-Century Modern Stil eine vollkommen neue Formensprache ins Spiel, die mittlerweile nostalgische Gefühle auslöst. Die Wiener:innen lieben die Bauwerke und Interieurs aus dieser Zeit. Das zeigt ein neues Buch zum Thema Mid-Century Modern, für das sich der Grafikdesigner Tom Koch und der Fotograf Stephan Doleschal in der Zeit des ersten Lockdowns auf Spurensuche begeben haben. „Mid-Century Vienna“ entstand aber auch unter starker Einbindung der Wiener Bevölkerung.
Crowdsourcing im Zeichen von Mid-Century Modern Im Rahmen eines Crowdsourcing-Projekts waren die Wiener:innen aufgerufen, architektonische Kostbarkeiten aus der Mid-Century-Ära zu nennen. Über 600 Rückmeldungen gingen ein. Herausgekommen ist ein fantastisches Buch, das tief ins 20. Jahrhundert eintaucht und dazu einlädt, die Stadt von einer bislang wenig beleuchteten Seite kennen zu lernen. Egal ob Kaffeehaus, Kino und Kirche – oder Hochschaubahn, Eissalon und Gruft: Es warten besondere Orte mit toller Atmosphäre, die auch nach einem halben Jahrhundert nichts von ihrer Modernität verloren haben. Die Wiener Stadthalle zählt ebenso dazu wie das Filmcasino und Lokale wie der Volksgarten Pavillon .
Kino wie damals - Die Kinoära der 1950er Jahre originalgetreu erleben? Dann nichts wie ab ins Filmcasino, das eine Zeitkapsel sondergleichen ist. Die Inneneinrichtung ist originalgetreu erhalten und stammt aus 1954. Ein Ort für wahre Cineast:innen: Das Filmcasino ist ein Programm- und Arthouse-Kino mit einem Schwerpunkt in Sachen europäischer Film. Doch genauso ist das Kino auch ein beliebter Ort für Dreharbeiten aller Art, was angesichts des fulminanten Designs kein Wunder ist.
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© Stephan Doleschal
Halle für alle - Eines der wichtigsten Bauwerke der Mid-Century-Ära ist die Wiener Stadthalle. Zwischen 1953 und 1958 errichtet, handelt es sich um ein identitätsstiftendes Bauwerk, das fast alle Wiener:innen schon einmal besucht haben. Von Sport- bis Pop- und Rock-Events gibt es hier die volle Unterhaltungspalette. Entworfen hat die Stadthalle der Wiener Architekt Roland Rainer, der einen zeitlosen Klassiker schuf, der heute noch hochfunktional ist.
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© Stephan Doleschal
Mid-Century mit Mehlspeise - Das Café Prückel ist eine absolute Besonderheit unter den berühmten Kaffeehäusern entlang der Wiener Ringstraße. Das Gebäude stammt zwar aus der Zeit der Wiener Jahrhundertwende um 1900, doch im Inneren regiert das Design der 1950er. Ein innenarchitektonischer Traum, der maximale Leichtigkeit versprüht. Entworfen hat den Kaffeehausklassiker der Wiener Architekt Oswald Haerdtl, einer der bekanntesten und wichtigsten Gestalter seiner Zeit.
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© Stephan Doleschal
Nostalgische Nächte - Übernachten ganz im Stil der 1960er? Das ist im Apartment Engel im wunderschönen Grinzing, inmitten der beliebtesten Heurigen-Gegend Wiens, möglich. Gestaltet wurde die Wohnung von den Wiener Architekten Otto Niedermoser und Carl Auböck. Buchbar ist das einmalige Maisonette-Apartment unter www.midcentury-vienna.com.
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© Stephan Doleschal
Grandioser Gastgarten - Außerordentlich prominent gelegen, nämlich direkt am Heldenplatz bei der Hofburg, ist der Volksgarten Pavillon einer der besten innerstädtischen Orte, um in der warmen Jahreszeit besonders stilecht einzukehren. Der schicke Pavillon und der Gastgarten mit seinen markanten Tischlämpchen sind ein Traum für 1950er-Aficionados. Es warten tolles Essen, feine Drinks und ein erlesenes DJ-Programm.
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© Stephan Doleschal
Auf einen Espresso - Ein 1950er-Juwel inmitten des angesagten 7. Bezirks, das in den 2000ern wiederentdeckt und behutsam revitalisiert wurde: Willkommen im Espresso Burggasse, einer der beliebtesten Plätze für hippes urbanes Publikum. Ausgestattet ist das Espresso mit dem legendären Stadthallenstuhl, den Roland Rainer für die Wiener Stadthalle entworfen hat, und ebenso eine Wiener 1950er-Ikone ist.
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© Stephan Doleschal
Stilvoll bis ins Grab - Die Kapuzinergruft ist die letzte Ruhestätte des Hauses Habsburg-Lothringen. Seit dem 17. Jahrhundert wurden hier 12 Kaiser und 19 Kaiserinnen bestattet. Was viele nicht wissen: Die Kapuzinergruft wurde von 1960 bis 1962 erweitert. Die so genannte Neue Gruft ist daher in waschechtes Mid-Century Design getaucht. Geplant hat sie Karl Schwanzer. Die grobkörnigen Betonwände sind der Schichtung eines Grabes nachempfunden.
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© Stephan Doleschal
Berg- und Talfahrt - Auch im weltberühmten Wiener Wurstelprater hat das Mid-Century-Design fantastische Spuren hinterlassen. Die von den Wiener:innen liebevoll Zwergerlbahn genannte Panoramabahn zählt zu den letzten drei Bahnen ihrer Art weltweit. Insbesondere die Fahrzeuge, mit denen es über Berg und Tal geht, versprühen aufgrund ihrer angedeuteten Stromlinienform einen ganz besonderen Charme.
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© Stephan Doleschal
Katholisch? Psychedelisch! - Die außergewöhnliche Formensprache der 1950er hat auch vor Sakralbauten nicht Halt gemacht. Das beste Beispiel ist die Katholische Kirche Neuerdberg, die im Inneren nahezu psychedelisch anmutet. Dafür verantwortlich ist die besondere Konstruktion der bunt verglasten Fenster, die sich der Wiener Bildhauer Erwin Hauer patentieren ließ. Hauer emigrierte später in die USA, wo er viele Kirchen mit derselben Konstruktion ausstattete.
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© Stephan Doleschal
Tiefgefrorenes Design - Auf ein Eis? Fans der guten Gestaltung tun dies im Eissalon Bortolotti im dritten Wiener Gemeindebezirk, wo sich diese wunderbare Leuchtreklame erhalten hat. Ein typisches Relikt der Mid-Century-Ära, als die Stadt an allen Ecken und Enden bunt leuchtete. Da schmeckt das Eis gleich doppelt so gut.
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© Stephan Doleschal
Wohnen à la Wirtschaftswunder - Kein anderes Wiener Hotel repräsentiert die Wirtschaftswunderjahre besser als das Hotel Prinz Eugen. Die Fassade des in unmittelbarer Nähe zum Wiener Hauptbahnhof gelegenen Bauwerks ist aufgrund ihres schlichten Designs von zeitloser Klassik. Tipp: Ein Besuch in der Hotelbar, die sich seit den 1950ern nicht verändert hat und von längst vergangenen Zeiten träumen lässt.
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© Stephan Doleschal
Kino wie damals - Die Kinoära der 1950er Jahre originalgetreu erleben? Dann nichts wie ab ins Filmcasino, das eine Zeitkapsel sondergleichen ist. Die Inneneinrichtung ist originalgetreu erhalten und stammt aus 1954. Ein Ort für wahre Cineast:innen: Das Filmcasino ist ein Programm- und Arthouse-Kino mit einem Schwerpunkt in Sachen europäischer Film. Doch genauso ist das Kino auch ein beliebter Ort für Dreharbeiten aller Art, was angesichts des fulminanten Designs kein Wunder ist.
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© Stephan Doleschal
Halle für alle - Eines der wichtigsten Bauwerke der Mid-Century-Ära ist die Wiener Stadthalle. Zwischen 1953 und 1958 errichtet, handelt es sich um ein identitätsstiftendes Bauwerk, das fast alle Wiener:innen schon einmal besucht haben. Von Sport- bis Pop- und Rock-Events gibt es hier die volle Unterhaltungspalette. Entworfen hat die Stadthalle der Wiener Architekt Roland Rainer, der einen zeitlosen Klassiker schuf, der heute noch hochfunktional ist.
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© Stephan Doleschal
Mid-Century mit Mehlspeise - Das Café Prückel ist eine absolute Besonderheit unter den berühmten Kaffeehäusern entlang der Wiener Ringstraße. Das Gebäude stammt zwar aus der Zeit der Wiener Jahrhundertwende um 1900, doch im Inneren regiert das Design der 1950er. Ein innenarchitektonischer Traum, der maximale Leichtigkeit versprüht. Entworfen hat den Kaffeehausklassiker der Wiener Architekt Oswald Haerdtl, einer der bekanntesten und wichtigsten Gestalter seiner Zeit.
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© Stephan Doleschal
Nostalgische Nächte - Übernachten ganz im Stil der 1960er? Das ist im Apartment Engel im wunderschönen Grinzing, inmitten der beliebtesten Heurigen-Gegend Wiens, möglich. Gestaltet wurde die Wohnung von den Wiener Architekten Otto Niedermoser und Carl Auböck. Buchbar ist das einmalige Maisonette-Apartment unter www.midcentury-vienna.com.
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© Stephan Doleschal
Grandioser Gastgarten - Außerordentlich prominent gelegen, nämlich direkt am Heldenplatz bei der Hofburg, ist der Volksgarten Pavillon einer der besten innerstädtischen Orte, um in der warmen Jahreszeit besonders stilecht einzukehren. Der schicke Pavillon und der Gastgarten mit seinen markanten Tischlämpchen sind ein Traum für 1950er-Aficionados. Es warten tolles Essen, feine Drinks und ein erlesenes DJ-Programm.
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© Stephan Doleschal
Auf einen Espresso - Ein 1950er-Juwel inmitten des angesagten 7. Bezirks, das in den 2000ern wiederentdeckt und behutsam revitalisiert wurde: Willkommen im Espresso Burggasse, einer der beliebtesten Plätze für hippes urbanes Publikum. Ausgestattet ist das Espresso mit dem legendären Stadthallenstuhl, den Roland Rainer für die Wiener Stadthalle entworfen hat, und ebenso eine Wiener 1950er-Ikone ist.
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© Stephan Doleschal
Stilvoll bis ins Grab - Die Kapuzinergruft ist die letzte Ruhestätte des Hauses Habsburg-Lothringen. Seit dem 17. Jahrhundert wurden hier 12 Kaiser und 19 Kaiserinnen bestattet. Was viele nicht wissen: Die Kapuzinergruft wurde von 1960 bis 1962 erweitert. Die so genannte Neue Gruft ist daher in waschechtes Mid-Century Design getaucht. Geplant hat sie Karl Schwanzer. Die grobkörnigen Betonwände sind der Schichtung eines Grabes nachempfunden.
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© Stephan Doleschal
Berg- und Talfahrt - Auch im weltberühmten Wiener Wurstelprater hat das Mid-Century-Design fantastische Spuren hinterlassen. Die von den Wiener:innen liebevoll Zwergerlbahn genannte Panoramabahn zählt zu den letzten drei Bahnen ihrer Art weltweit. Insbesondere die Fahrzeuge, mit denen es über Berg und Tal geht, versprühen aufgrund ihrer angedeuteten Stromlinienform einen ganz besonderen Charme.
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© Stephan Doleschal
Katholisch? Psychedelisch! - Die außergewöhnliche Formensprache der 1950er hat auch vor Sakralbauten nicht Halt gemacht. Das beste Beispiel ist die Katholische Kirche Neuerdberg, die im Inneren nahezu psychedelisch anmutet. Dafür verantwortlich ist die besondere Konstruktion der bunt verglasten Fenster, die sich der Wiener Bildhauer Erwin Hauer patentieren ließ. Hauer emigrierte später in die USA, wo er viele Kirchen mit derselben Konstruktion ausstattete.
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© Stephan Doleschal
Tiefgefrorenes Design - Auf ein Eis? Fans der guten Gestaltung tun dies im Eissalon Bortolotti im dritten Wiener Gemeindebezirk, wo sich diese wunderbare Leuchtreklame erhalten hat. Ein typisches Relikt der Mid-Century-Ära, als die Stadt an allen Ecken und Enden bunt leuchtete. Da schmeckt das Eis gleich doppelt so gut.
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© Stephan Doleschal
Wohnen à la Wirtschaftswunder - Kein anderes Wiener Hotel repräsentiert die Wirtschaftswunderjahre besser als das Hotel Prinz Eugen. Die Fassade des in unmittelbarer Nähe zum Wiener Hauptbahnhof gelegenen Bauwerks ist aufgrund ihres schlichten Designs von zeitloser Klassik. Tipp: Ein Besuch in der Hotelbar, die sich seit den 1950ern nicht verändert hat und von längst vergangenen Zeiten träumen lässt.
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© Stephan Doleschal
Buchtipp: Tom Koch & Stephan Doleschal: Mid-Century Vienna, Falter Verlag, 240 Seiten, 29,90 Euro. Texte auf Deutsch und Englisch.
Text: Johannes Luxner