Wenn die Wiener:innen „in den Volksgarten“ gehen, meinen sie in der Regel nicht den Park, sondern eine Clubdisco. Der Club liegt tatsächlich eingebettet in die wunderschöne Parkanlage des Volksgartens und zählt seit Jahrzehnten zu den Fixpunkten des Wiener Nachtlebens. Die Geschichte der Volksgarten Clubdisco reicht aber bis ins Jahr 1822 zurück. Der gebürtige Schweizer Pietro Nobile erbaute in seiner Funktion als damaliger k. u. k. Hofbaurat im Bereich des Volksgartens seine wichtigsten Werke: das monumentale Burgtor (1821), den Theseustempel (1820-1823) und das Cortische Kaffeehaus (1822/23), benannt nach seinem Betreiber Peter Corti und bis zum heutigen Tag Teil der Volksgarten Clubdisco. Das halbkreisförmige Kaffeehaus im Stil einer klassizistischen Säulenhalle wurde bald zu einem beliebten Tanztreff für den Adel und das Bürgertum. Alles, was damals Rang und Namen hatte, spielte hier auf: Joseph Lanner, Johann Strauss Vater und natürlich Johann Strauss Sohn, der Walzerkönig. 1868 stellte Johann Strauss Sohn im Cortischen Kaffeehaus seinen neuesten Walzer „Geschichten aus dem Wienerwald“ vor. Und am 10. März 1867 dirigierte er hier auch erstmals die Orchesterfassung seines berühmten Donauwalzers. 

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Disco mit Geschichte

Nach dem Zweiten Weltkrieg gestaltete der Architekt Oswald Haerdtl (1899–1959) das stark beschädigte Cortische Kaffeehaus zu einem beliebten Tanzcafé um, wie es im Grunde heute noch zu sehen ist. Haerdtl, ein ehemaliger Schüler von Josef Hoffmann, ist vor allem für seine unverkennbare Architektur der 1950er-Jahre bekannt. Er hat unter anderem auch das Café Prückel an der Wiener Ringstraße gestaltet. Das Cortische Kaffeehaus von damals ist heute in die Clubdisco integriert. Das Gebäude besteht aus drei Elementen mit unterschiedlichem Charakter: Im Wintergarten ist das typische Design der 1950er-Jahre besonders gut erhalten. Der Wintergarten mit Palmenbeet, Originalmöbeln aus den 1950ern und alten Lustern ist ein idealer Platz für alle, die eine Verschnaufpause von der Tanzfläche brauchen. Optisch bietet der Wintergarten einen Kontrast zu den beleuchteten Lochblechen der eigentlichen Disco und des Eingangsbereichs, die bei einem Umbau aus jüngerer Zeit angebracht wurden. 

Der dritte Bereich ist das ehemalige Cortische Kaffeehaus, die so genannte Säulenhalle, die früher wegen ihrer Halbkreisform auch lange Zeit Banane genannt wurde. Haerdtl hat auch die dazugehörige Gartenanlage entworfen. Und man sieht, dass das Lochblechmuster des Eingangsbereichs eine Referenz an die Fifties-Tischlampen im Garten ist. In der Säulenhalle fanden jahrzehntelang Veranstaltungen mit Paartanz statt, später wurde die Säulenhalle auch einmal als eigenständiger Club geführt. Aktuell betreibt der aus dem TV bekannte Koch Alexander Kumptner hier eine Pizzeria und erst zu später Stunde verwandelt sich auch dieser Bereich in einen Club. 

In der Volksgarten Clubdisco werden heute noch immer heiße Partynächte gefeiert, im Sommer auch im Freien. Ein Highlight ist das Schiebedach der Diskothek, das in besonders warmen Nächten geöffnet werden kann. Das Gebäude ist zum größten Teil denkmalgeschützt. 

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Pavillon im Fifties-Design 

Gleich daneben befindet sich der Volksgarten Pavillon. Der Pavillon und der in Terrassen angelegte Garten rundherum (sogar inklusive Bach) wurden ebenfalls von Oswald Haerdtl entworfen. 1951 errichtet wurde er tagsüber als Milchpavillon betrieben. Bis auf die Bar ist auch hier größtenteils alles im Original der 1950er-Jahre erhalten: Sessel, Tische inklusive großartiger Tischlampen und der Retro-Schriftzug im Eingangsbereich machen die Location zu einem Paradies für Liebhaber:innen des Midcentury Designs. Im Pavillon finden abends ebenfalls Veranstaltungen statt, allerdings nur im Sommer. Legendär ist "Das Techno Café", das hier seit 1996 jeden Dienstag über die Bühne geht. Sogar Mick Jagger wurde hier einmal gesehen. Untertags ist der Volksgarten Pavillon eine erholsame Sommeroase mitten in der Stadt.