Im Raufschaufieber
In Wien gibt es nicht nur in den altehrwürdigen Hallen der großen Museen Kunst zu sehen. Hier hängt die Kunst wortwörtlich überall in der Stadt an den Wänden ... Pardon ... an Hauswänden, um genau zu sein – aber leider bekommt sie nicht die Aufmerksamkeit, die ihr gebührt.
Das finden zumindest Magdalena Hiller und Gabriel Roland und haben deshalb das Museum des Hinaufschauens (MdH) gegründet. Die beiden sammeln, archivieren und recherchieren fassadengebundene Wiener Kunst des 20. Jahrhunderts und teilen ihr Wissen auf Instagram mit ihren Fans und Followern. So sollen Mosaike und Sgraffiti (eine Technik, bei der Motive direkt in den Verputz eingearbeitet werden) nicht zuletzt auch vor ihrer Zerstörung geschützt werden.
Achtung, raufgeschaut!
Ein Museum, das ohne Eintrittsgelder oder Öffnungszeiten auskommt? Ja, das gibt’s – und obendrein lernt man hier auch noch jede Menge über Wiens Geschichte dazu. Oder wussten Sie vielleicht, warum sich gerade im 7. Bezirk so viele Fassadenkunstwerke mit der Türkenbelagerung beschäftigen? Hiller und Roland haben recherchiert und herausgefunden, dass zu Zeiten der Zweiten Türkenbelagerung (1683) das Zelt des osmanischen Heerführers Kara Mustafa Pascha am St. Ulrichsplatz stand. Juwel entdeckt, Rätsel gelöst, Wissen gewonnen. Schön.
#raufschauen und mitmachen
Es ist wirklich erstaunlich, was man so alles entdeckt, wenn man beim Spazierengehen auch mal nach oben schaut.
"Anstatt auf Ringstraßenpalais finden sich die Prunkstücke der Fassadenkunst auf den Bauten des kommunalen Wohnbaus", so Gabriel Roland.
Selbsternanntes Ziel des MdH ist es, eine umfassende Datenbank mit Hintergrundinformationen anzulegen, die nahezu jedes baugebundene Kunstwerk in der Zeitspanne zwischen 1919 bis 1989 erfasst. Um dieses Ziel auch zu erreichen, bauen die beiden Gründer auf die Hilfe ihrer Community aus allen Grätzeln der Stadt. Jeder kann also Teil der Raufschau-Community werden.
Und so einfach funktioniert’s: Bild eines Fassadenkunstwerks auf Instagram mit dem Hashtag #raufschauen versehen oder das Museum des Hinaufschauens taggen (@raufschaumuseum). Die beiden Museumsgründer freuen sich jetzt schon auf zahlreiche Einsendungen.
Da bekommt man richtig Lust, gleich selbst auf Erkundungstour zu gehen. Also, nichts wie raus – und raufschauen nicht vergessen!