Street-Art in Wien: Ein Farb-Spektakel
Urbane Kunst ist in Wien nicht mehr zu übersehen. Ob beim Spaziergang oder beim Blick aus einem Verkehrsmittel – unter Wiens freiem Himmel begegnet man Kunstwerken aller Art. Oftmals sind es fantasievoll und meist farbenfroh gestaltete Wände, Fassaden und Hauseingänge, aber selbst einige U-Bahn-Stationen sind kleine Kunstwerke. Unzählige Initiativen setzen sich in Wien schon lange dafür ein, dass sich Outdoor-Kunst entfalten kann.
Die Institution „KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien“ initiierte und förderte seit ihrer Gründung 2004 bereits knapp 300 temporäre und permanente künstlerische Projekte im öffentlichen Raum, darunter viel Street-Art. So wird Zeitgenössisches für alle erlebbar gemacht und öffentlicher Diskurs ermöglicht.
Und nicht vergessen darf man das Projekt „Wienerwand“: Unter der Schirmherrschaft der Stadt werden seit 2005 ausgewählte Wände in ganz Wien zur Verfügung gestellt, die jede:r künstlerisch nutzen kann. Als Erkennungszeichen dient das Symbol der „Wiener Taube“. Epizentrum der Street-Art ist zweifelsohne der Wiener Donaukanal. Das innerstädtische Areal entlang des Donauarms ist eine regelrechte Outdoor-Ausstellung. Wände, Geländer und Bögen sind oft mit einer zentimeterdicken Farbschicht bedeckt. Hier entstand in den vergangenen Jahren eine der größten Freiluft-Galerien Europas, in der Szene „Hall of Fame“ genannt.
Wien zieht an
Mit „Calle Libre“ hat Wien seit 2014 auch ein eigenes Festival für Street-Art, das mittlerweile größte Mitteleuropas. „Als wir begonnen haben, war Kunst im öffentlichen Raum vielerorts noch als ‚Schmiererei‘ verpönt und wurde als Stiefkind der Kunst betrachtet“, erzählt Jakob Kattner, der Calle Libre („freie Straße“ aus dem Spanischen) nach einer Studienreise durch Lateinamerika ins Leben gerufen hat. Das Festival für urbane Ästhetik vereint bildende und darstellende Kunst mit neuen Medien und findet jedes Jahr im Sommer statt.
Über 70 teils meterhohe Wände in 13 Bezirken wurden bisher von heimischen und internationalen Street-Art-Künstler:innen gestaltet. Denn die Stadt genießt weltweit einen hervorragenden Ruf. Kattner: „Wien gilt weithin als Mekka der Kunst. Das zieht natürlich viele Artists an.“ Einige finden hier ganz besondere Inspiration, wie die beiden internationalen Street-Art-Stars Kobra und Kruella d’Enfer, die sich 2018 mit ihren noch immer bestehenden Wandbildern (Murals) im 4. Bezirk an die Wiener Größen Gustav Klimt und Egon Schiele anlehnten.
Lust auf bunt
Kattners Vision? Wien bunter zu machen. Das kommt auch bei den Wiener:innen gut an. „Die Akzeptanz für Street-Art seitens der Bewohner:innen ist mit den Jahren kontinuierlich gestiegen“, erzählt der Festival-Gründer: „Wir wollen die Stadt mitgestalten, Diskurs ermöglichen und interkulturellen Austausch fördern. Wir konnten in den letzten Jahren zeigen, dass Urban Art eine ernst zu nehmende zeitgenössische Kunstströmung ist. Das positive Feedback dazu freut uns natürlich.“ Street-Art entflieht schon lange dem Klischee, Vandalismus zu sein. Auch Kulturinstitutionen suchen immer öfter die Zusammenarbeit, wie gemeinsame Initiativen des Calle Libre mit dem mumok, der Albertina, dem Wien Museum und dem Weltmuseum Wien zeigen.
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Video über die Graffitiszene in Wien
Text: Maria Schaller