Was Wien zur Smart City macht
Städte wachsen weltweit, 2050 werden zwei von drei Menschen in Städten leben. Seit 2023 leben über zwei Millionen Menschen in Wien - und die Stadt wächst weiter. Wien arbeitet bereits seit langem an seiner nachhaltigen urbanen Entwicklung, und das mit großem Erfolg. Das zeigen unter anderem Top-Platzierungen in entsprechenden internationalen Rankings. Wien wurde 2023 erneut vom internationalen Beratungsunternehmen Mercer als lebenswerteste Stadt der Welt gereiht und rangiert im "Global Liveability Index" der "Economist Intelligence Unit" ebenfalls an erster Stelle.
Smart City Strategie Wiens
Aber was zeichnet eigentlich eine smarte Stadt aus? Wien beantwortet diese Frage so: hohe Lebensqualität für alle Bewohner:innen bei größtmöglicher Ressourcenschonung durch soziale und technische Innovationen. Bei diesen Aufgaben kann Wien auf eine ausgezeichnete Ausgangsposition aufbauen, etwa auf die Wasserversorgung mit Hochquellwasser seit 1873 oder die Gemeindebauten des "Roten Wien" seit den 1920er-Jahren.
Um zukunftsfähige Antworten auf die großen globalen Herausforderungen zu finden, wurde 2014 eine langfristige Smart City Wien Rahmenstrategie entwickelt, die bis 2050 umgesetzt werden soll. Im Jahr 2020 wurde zudem das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 im Wiener Regierungsabkommen verankert und die Wiener Smart Klima City Strategie entsprechend überarbeitet. Bemerkenswert ist, dass Wien nicht nur Umweltziele definiert, sondern sämtliche Lebenswelten der Stadtbewohner:innen miteinbezieht. So gibt es etwa das Ziel, die CO2-Emissionen des Verkehrssektors pro Kopf um 50 Prozent bis 2030 und um 100 Prozent bis 2040 zu senken sowie das Ziel, die Energieversorgung auf erneuerbaren Quellen aufzubauen. Aber auch der Grünraumanteil von ungefähr 50 Prozent im Stadtgebiet soll gesichert werden.
Die Smart City Wien Rahmenstrategie 2019-2050 wird von zahlreichen weiteren Konzepten und Strategien der Stadt begleitet, etwa dem Stadtentwicklungsplan, einem eigenen Energieeffizienz-Programm oder der "Digitalen Agenda", die an Wien als Digitialisierungshauptstadt arbeitet. Die Themen "Smarte Lösungen für den städtischen Lebensraum des 21. Jahrhunderts" sowie "Smarte Produktion in der Großstadt" sind auch essentieller Bestandteil der Stadt-Strategie "Wien 2030 – Wirtschaft & Innovation".
Ein Vorzeigeprojekt ist Wiens Hauptkläranlage, die zu einem Öko-Kraftwerk umgewandelt wurde, das durch den Einsatz von modernen Technologien mehr Energie produziert als es tatsächlich verbraucht. Dank einer neuen Schlammbehandlungsanlage werden die urbanen Abwässer nun energieautark gereinigt, der CO2 -Ausstoß um 40.000 Tonnen jährlich reduziert und zudem sauberer Strom und saubere Wärme erzeugt.
Nachhaltige Kühlung
Apropos Wärme: Wien betreibt eines der größten Fernwärmenetze Europas. Mehr als 460.000 Wohnungen – rund ein Drittel aller Wiener Haushalte – und mehr als 8.000 Großkunden werden vom Unternehmen Wien Energie mit umweltfreundlicher Wärme beliefert. Der Clou daran: Dieselben Energiequellen (vor allem Abwärme aus Industrie, Kraft-Wärme-Kopplung-Anlagen oder Abfallverbrennung), die das ganze Jahr über Wärme und Warmwasser für die Stadt liefern, können auch Fernkälte erzeugen. Gegenüber herkömmlichen Klimaanlagen benötigt zentrale Kälteerzeugung vier- bis zehnmal weniger Primärenergie, ist platzsparend, leise und optisch unauffällig: Das macht sie zu einer smarten Kühllösung.
Mit 30 Kilometer Fernkälteleitungen kühlt Wien Energie rund 200 Gebäude klimafreundlich, und es werden laufend mehr. Bis 2030 soll sich die Kapazität der Fernkälte von rund 200 Megawatt Kühlleistung auf 370 Megawatt fast verdoppeln. Damit kann Wien Energie dann eine Fläche von 7,3 Millionen Quadratmetern kühlen, was größer als die Fläche des Wiener Praters ist. Besonders groß ist die Nachfrage nach Fernkälte in der Wiener Innenstadt. Entlang der Ringstraße entsteht ein Fernkältenetz, das Großabnehmer wie Krankenhäuser, öffentliche Gebäude oder Hotels versorgt. Seit 2024 ist das legendäre Hotel Sacher in Wien an das Fernkälte-Netz der Wien Energie angeschlossen. Das Hotel wird so mit 1,4 Megawatt Kälteleistung versorgt (entspricht der Leistung von rund 400 herkömmlichen Klimageräten). So werden jährlich 70 Tonnen CO2 gespart. Im Juni 2024 wurde die Lücke im Wiener Fernklältering zwischen Hotel Sacher und dem Parlament geschlossen und damit ein großer Schritt in Richtung "Klimaneutralität bis 2040" gesetzt. Die Ringstraße ist nun mit zwei Fernkältezentralen verbunden. Insgesamt gibt es sieben leistungsstarke und energieeffiziente Fernkältezentralen mit Fernkältenetz. Zusammen versorgen sie rund 200 Gebäude. Unter anderem werden auch das MAK, das Rathaus sowie die Staatsoper in Wien mit Fernkälte versorgt. In naher Zukunft soll Fernkälte auch für private Haushalte zur Verfügung stehen.
Mehr Informationen: Smart City Wien