Chefkoch Lukas Mraz und Food-Influencerin Yules, im Vordergrund Podcast-Logo Bahö

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Transkript für BAHÖ VIII: Sternekoch meets Food-Influencerin

Yules: Was gehört in der Kulinarik verboten?
Lukas Mraz: Stell´ dir vor ich würde jetzt Influencer sagen.
Yules: Ich hab´ auch daran gedacht und dann dachte ich, das wirst du dich nicht trauen.
Lukas Mraz: Food-Bloggerinnen… Nein, was gehört verboten?
Yules: Ein Affront. 

*AUDIOTRENNER*
Lukas Mraz: BAHÖ?

Yules: Wie viele Follower hast du denn? Hör´ auf von dir abzulenken und erzähl´, was macht so ein Sternekoch?
Lukas Mraz: Das war ein Scheißdreck. Vollidiot. Was ist das für ein Orschloch-Scheißdreck für 170 Euro?
Yules: Man muss ja hier auch aufpassen, was man sagt.
Lukas Mraz: So ein BAHÖ.
Yules: Also wenn es sich so chillig anhört wie bei dir und dann auch noch zwei Sterne haben. Cut cut.
Lukas Mraz: Wenn´s geil ist, ist´s geil. Fertig.
Yules: Hier schreibt einer: Hervorragendes Marketing bedeckt die drunterliegende Mittelmäßigkeit nicht. Die Erfahrung erspare ich mir.
Lukas Mraz: Nein, ich lese nicht vor, was ihr wollt´s, das ich sage.

Moderatorin: Gegensätze suchen Gemeinsamkeiten. Oder umgekehrt? BAHÖ ist der Podcast, bei dem sich zwei treffen. Zwei Persönlichkeiten, zwei Lebenswelten, zwei Perspektiven. Durchs Reden kommen die Leut zusammen, gerade in Wien. In dieser Folge empfängt Starkoch Lukas Mraz die Food- und Lifestyle-Influencerin Yules aus Stuttgart, in seinem Restaurant Mraz und Sohn. Die beiden sprechen über Reservierungsspekulanten in Fine-Dining-Restaurants, welche Qualifikationen Yules überhaupt hat, um Essen zu bewerten und ob Lukas nicht ungewollt selbst ein Influencer ist.

Yules: Ich weiß, dass mich ein Sternekoch erwartet und ich weiß auch, dass er wohl eine besondere Meinung zum Thema Food-Influencer hat.
Lukas Mraz: Habe ich eine starke Meinung dazu? Woah. Ich weiß nicht, das finde ich glaube ich heute eher in dem Gespräch heraus, was meine Meinung dazu ist. Ich kenne auch gar nicht so viele persönlich. Gefühlt dachte ich immer – das kann ich nebenbei machen, was so Influencer oder Influencerinnen machen. Mich erwartet heute die Yules, eine Food-Bloggerin oder Bloggerin generell aus Deutschland und wir werden hoffentlich ein nettes Gespräch führen.
Yules: Ich bin einfach gespannt auf das Gespräch und ich bin gespannt in diese Welt einzutauchen, mal zu hören wie es so ist in der Sterneküche.
Lukas Mraz: Hallihallo.
Yules: Hi.
Lukas Mraz: Wie geht’s?
Yules: Gut und selbst?
Lukas Mraz: Gut angekommen?
Yules: Ja.
Lukas Mraz: Ja. Heute?
Yules: Heute, extra für dich.
Lukas Mraz: Wirklich, ich bin auch extra für dich da heute.
Yules: Nicht so laut hier, wie ich vermutet habe in so einer Sterneküche.
Lukas Mraz: Nicht so laut? Was hast du geglaubt?
Yules: Ich habe gedacht hier wird geschrien und geschimpft.
Lukas Mraz: Und Drogen genommen. Hauptsächlich, deswegen sind alle so ruhig.
Yules: Cool, führst du mich herum?
Lukas Mraz: Ja, das ist die Juli und der Cyril, die machen die kalten Vorspeisen, das sind die ruhigsten zwei von allen deswegen sind sie vorne, damit sich die Leute denken, boah hier ist es ruhig. Das ist der Papa, der dahinten, wir bekommen gerade einen neuen Ofen.
Yules: Hi.
Lukas Mraz: Nicht das, das ist nicht der Papa, das ist der Max, aber der Papa schaut auch so jung aus, aber der tut dort hinten gerade den neuen Ofen programmieren. Das ist der Mani, hier stehen unsere großen Kochtöpfe, wir tun jetzt vorbereiten immer, das wird eine vegetarische Fleischsoße quasi.
Yules: Cool.
Lukas Mraz: Ja, schauen wir mal. 
YulesWie viele Stunden vorher macht ihr das jeden Tag?
Lukas Mraz: Um 13:30 kommen wir und dann um 19 Uhr kommen die Gäste. Da hinten ist der Mario. Mario. Hallo. Sevus. Wir haben eh ur viele Deutsche da, hauptsächlich, München, Tegernsee, Hamburg.
Yules: Sauber. Ist ja richtig international hier, cool.
Lukas Mraz: Das Blöde ist, um die Zeit gibt es noch gar nicht so viel zu kosten.
Yules: Schade, dafür bin ich eigentlich hier.
Lukas Mraz: Wirklich? Ja, tut mir leid.
Yules: Jetzt ist man mal bei einem 5-Sterne-Koch zu Besuch und dann gibt es nicht einmal etwas zu essen, eine absolute Frechheit.
Lukas Mraz: Ich sage auch immer, allen Partnerinnen von Köchen, die denken auch immer es gibt ur viel zu essen, aber meistens kocht man dann gar nicht zu Hause, weil man eh keine Lust hat.
Yules: Ja voll, das kann ich mir vorstellen.

*AUDIOTRENNER*
Lukas Mraz: BAHÖ?

Lukas Mraz: Ja super, ich rede eh nicht gerne über mich, deswegen reden wir über dich.
Yules: Aso ist das deine Taktik, dass du mir viele Fragen stellst direkt?
Lukas Mraz: Ja hauptsächlich. Aber dann erzähl´ doch mal über deinen Job, ich kenne mich ja überhaupt nicht aus.
Yules: Ich bin selbstständig mit Social Media, mache Content, vor allem für Tiktok und Instagram, und habe damit einfach so random angefangen während Corona vor ungefähr drei Jahren. War einfach schon immer gerne essen und schon immer gerne reisen. Wer denn auch nicht? Und habe dann einfach angefangen, das in so kleine Stories zu verpacken und zu posten ohne Hintergedanken. Und irgendwann war das wie so ein Schneeballsystem, es wurde immer mehr und immer krasser irgendwie und dann habe ich irgendwann gedacht, okay ich lass jetzt mal meinen Job hier zur Seite, fange mal an, mich nur darauf zu konzentrieren und das mache ich jetzt.
Lukas Mraz: Was war dein Job?
Yules: In war in einer Online-Redaktion drei Jahre lang und danach war ich bei einer Agentur, habe auch so alles Mögliche so an Google, SEO usw. gemacht. Habe dann angefangen meinen Master zu machen, tatsächlich in Wien und irgendwann habe ich dann quasi aufgehört mit allen Nebenjobs und habe mich nur auf Social Media konzentriert.
Lukas Mraz: Krass, cool. Und lebt man gut davon?
Yules: Man kann schon gut davon leben. Ich glaube, man kann das nicht für die Branche durchweg sagen, aber wenn man viele Dinge richtig macht, kann man schon gut davon leben.
Lukas Mraz: Ja und machst du vieles richtig?
Yules: Ich glaube schon. Ich glaube es geht immer mehr, aber ich bin aktuell zufrieden.
Lukas Mraz: Und hast du dir dann immer gedacht, okay was die machen, kann ich auch?
Yules: Wen meinst du jetzt?
Lukas Mraz Ja, so auf Social Media.
Yules: Nein null, ich habe wirklich gar nicht damit gerechnet, dass ich mal irgendwie hier sitze als in Anführungszeichen Influencerin, niemals, hätte ich niemals gedacht. Ich bin noch nach wie vor irgendwie schockiert darüber, wenn ich das aus so einer Außenperspektive betrachte, weil das für mich auch noch ultra ultra crazy ist, der gesamte Weg.
Lukas Mraz: Krass, könnte ich‘s auch?
Yules: Ich glaube schon, machst du nicht schon ein bisschen?
Lukas Mraz: Ich muss das jetzt nicht sagen, möchte ich kurz dazu sagen, aber ich mache auch für WienTourismus so Youtube-Videos.
Yules: Habe ich gesehen, du bist ja doch ein kleiner Food-Influencer dann.
Lukas Mraz: Bin ich das auch dann schon?
Yules: Naja, wenn du Youtube-Videos machst über das beste Sandwich in Wien, mein Lieber, dann bist irgendwo auch ein Food-Blogger.
Lukas Mraz. Bin ich das auch dann schon? Youtube ist auch Influencen? Ich bin anscheinend ein Mikro-Influencer, habe ich mal vor vier oder fünf Jahren gehört.
Yules: Wie viele Follower hast du denn?
Lukas Mraz: 10.000 oder so.
Yules: Ja, okay.
Lukas Mraz: Aber ich mache halt auch wirklich wenig auf Instagram.
Yules: Warum?
Lukas Mraz: Ich habe jetzt zum Beispiel auch meine Instagram-App seit drei oder vier Wochen gelöscht, weil´s mich einfach stresst. Ich persönlich, ich bin generell auf irgendeine Art du Weise in vielen Richtungen auch altmodisch, gerade alles, was mit Technik zu tun hat. Ich hasse Technik, wirklich, ich kann dir gerade einmal einen Computer aufdrehen, ich kann dir eine E-Mail schreiben. Meine erste E-Mail-Adresse hat mir eine Ex Freundin gemacht, weil ich mich dagegen gewährt habe, das ist glaube ich zehn Jahre her.
Yules: Und die hast du immer noch nehme ich mal an?
Lukas Mraz: Die habe ich auch immer noch, ja. Und Facebook hat mir auch wer anderer mal vor Ewigkeiten gemacht vor zehn Jahren, weil du kannst ja nicht ohne bla bla. Und Instagram ist natürlich… hat mir einfach am meisten getaugt, eben auch mit dem ganzen Feed, den man sich so reinknallen kann. Aber ich finde auch, ich persönlich werde einfach so taub auf Instagram, lässt dich halt berieseln, was angenehm ist, ich lass mich gerne berieseln, weil man dann das Hirn ausschaltet, was bei mir eh selten passiert, Aber ich weiß es nicht, ich mag das Leben, ich persönlich mag das Leben mehr ohne sozialen Netzwerken, ich mag lieber das reale Soziale, wenn man das so nennen kann. Ich weiß nicht, ob das jetzt irgendwie unter die Gürtellinie geht oder so. Ich finde das einfach schöner.
Yules: Abgesehen von Privatem, was ist mit dem Geschäftlichen? Ist das nicht wichtig für dich als Business?
Lukas Mraz: Eh, voll absolut, wahrscheinlich ja. Aber auch da machen wir extrem wenig, gerade das, was irgendwie nötig ist und das rollt dann eh irgendwie so, ein paar Gerichte mal posten und mehr machen wir auch nicht. Wir machen das eh so ein bisschen selber, das Instagram. Ich antworte auch Leuten nicht über das Restaurant, wenn sie auf Instagram schreiben. Ich denke mir dann immer so, hey es gibt eine E-Mail-Adresse, es gibt ein Telefon, da kommt wieder mein Altmodisches dazu vielleicht. Ich denke mir, man hat so viel zu tun und auf wie vielen Sachen muss man heutzutage antworten? Also das stresst mich sowieso generell schon als Person, weißt du? Antworten ist generell ein Stressfaktor für mich, aber ich kann´s gar nicht erklären. Fühlst du dich nicht manchmal auch so, dass irgendwie das Leben schöner ist ohne soziale Netzwerke, oder darfst du das gar nicht sagen?
Yules: Doch klar, das kann man schon sagen, definitiv. Ich glaube der Luxus, den man sich daraus nehmen kann in dem Job, in dem ich bin, ist, dass ich ja immer entscheiden kann, was teile ich und was teile ich nicht? Und ich versuche schon auch das meiste, was ich zeige, nicht zu privat und auch nicht zu emotionalisiert zu machen, weil ich das ja für mich auch behalten möchte. Ich zeige gerne coole Spots, ich teile auch gerne meine Meinung zu Dingen, aber es ist nicht so, dass ich durch meinen Tag 24/7 Leute mitnehme und auch crazy Insides gebe zu meinem Gefühlsleben oder so. Weil ich glaube, wenn ich das noch hergeben würde, dann würde sich das alles nur noch komisch anfühlen. Für mich ist es jetzt schon so ein Thema, wann ist essen gehen Arbeit und wann mach ich das aus pleasure? Oder reisen, es verschwimmt ja alles, die ganzen Grenzen, deswegen will ich da so ein paar Bereiche auch davor schützen. Aber nein, ich verstehe das voll, ich verstehe auch deinen Punkt. Ich glaube es geht sehr vielen aktuell so, dass man eher so Social Detox macht und davon ein bisschen fernbleibt.
Lukas Mraz: Aber es ist auch ur schwierig, weil ich denke mir dann zum Beispiel… ich habe mich heute tätowieren lassen.
Yules: Heute?
Lukas Mraz: Ja heute.
Yules: Tut es noch weh? Was ist es denn geworden? 
Lukas Mraz: Es ist nicht fertig, leider.
Yules: Zeig´ mal.
Lukas Mraz: Man sieht es auch nicht so gut.
Yules: Ich kann es ja beschreiben für jeden, der es gerade nicht sehen kann.
Lukas Mraz: Aber du kannst es nicht beschreiben, wenn du nicht aus Wien bist.
Yules: Okay, es ist also, boah, das ist direkt so eine schmerzhafte Stelle direkt vorne am Knochen unten am Beim.
Lukas Mraz: Jetzt schaut er aus wie Shrek, oder?
Yules: Ja, das schaut ein bisschen aus wie Shrek. Was ist das?
Lukas Mraz: Das ist so eine Figur mit der man so im Prater, im Wurstelprater… Kennst du den Wurstelprater?
Yules: Ja.
Lukas Mraz: Und da gibt es so eine Figur, mit der kann man so Armwresteln. Das habe ich zum Beispiel auch auf Instagram natürlich gesehen und war so: Wow geil, diese Figur vom Prater, die ich schon seit Kind kenne. Das hätte ich gerne. Dann hast du natürlich dieses FOMO-Zeug, dass du dir denkst, okay aber wenn ich jetzt nicht auf Instagram bin, dann hätte ich nicht gesehen, dass der diese Praterfigur gezeichnet hat und die tätowiert. Das ist dann natürlich ein Piece, was er nur einmal macht, weißt du?
Yules: Jetzt hast du’s dein Leben lang auf deinem Bein.
Lukas Mraz: Ja, jetzt hab ich´s sowieso mein Leben lang, aber wenn ich jetzt damals auch schon meinen Instagram-Account stillgelegt hätte für, ich nenn´s jetzt mal Insta-Holiday. Ist das ein Begriff.
Yules: Nein, aber ich glaube, du prägst vielleicht jetzt einen.
Lukas Mraz: Weil ich nenn’s immer Insta-Holiday. Ich habe das vor ein paar Jahren gemacht ein Monat mal und es war so angenehm mal und dann kommst du wieder zurück und denkst dir es hat sich eh gar nichts verändert. Aber trotzdem bist du sofort wieder drinnen.
Yules: Jaja, wenn du dieses FOMO ablegen kannst, das ist glaube ich das, was die meisten auch auf den Social Media Plattformen noch hält, ist ja wirklich, dass da halt Kultur passiert, einfach Pop-Kultur, alles was irgendwie aktuell… Von Serien, über aktuelle Musik über was weiß ich, alles was halt irgendwie relevant ist im weitesten Sinne passiert online auf den Social Media Kanälen.

*AUDIOTRENNER*
Lukas MrazBAHÖ? 

Lukas Mraz: Also ich als Micro-Influencer, wobei ich noch immer nicht genau weiß wieso oder warum, ich weiß auf alle Fälle, dass ich zu viel Blödsinn poste, der nicht wirklich relevant ist und ich deswegen wahrscheinlich nur Micro-Influencer bin, aber ich damit auch gut leben kann. Aber du als Super-Influencerin, wie viele Follower hast du dann?
Yules: Über die Plattformen verteilt ein bisschen über eine halbe Million, halt auf TikTok und Instagram zusammen.
Lukas Mraz: Aber immer auf einem Account oder hast du mehrere Accounts?
Yules: Ich habe mehrere Accounts, aber die Hauptaccounts, die ich habe, einmal auf Tiktok und einmal auf Insta, haben zusammen über eine halbe Million.
Lukas Mraz: Wow krass, 500.000 Leute, ein Viertel von Wien. 
Yules: Ja, kann man sagen.
Lukas Mraz: Kann man sagen, gratuliere.
Yules: Danke.
Lukas Mraz: Und was heißt das jetzt, was ist das, was ist Influencer:in?
Yules: Influencer ist, das kann ja alles sein, deswegen wollte ich gerade auch direkt eingreifen als du meintest du postest irgendwas nicht relevantes Zeug oder etwas Lustiges. Es kann auch eine Nische sein, es kommt immer darauf an. Also was ich darunter verstehe oder wo meine Nische sich befindet ist ja eben Food und Travel und ich versuche da einfach immer zu gucken, ok was passiert einerseits in meiner Stadt, was sind die Neueröffnungen, was ist gerade ein neues Hypefood, was kann man testen, was kann man zeigen, was ist vielleicht relevant, was wollen Menschen gerade sehen, die auch in der Stadt wohnen. Aber auch, okay, was gibt’s gerade Cooles in Paris, ich bin jetzt eine Woche in New York, welche Top-10-Restaurants sollte man meiner Meinung nach besuchen. Also ich versuche das so ein bisschen zu kuratieren und dann coolen Output daraus zu machen, von dem Leute sich dann irgendwie etwas davon holen können, bestenfalls irgendeinen Mehrwert.
Lukas Mraz: Okay, und kriegst du viel Gratiszeug?
Yules: Ich könnte viel Gratiszeug kriegen, aber ich nehme tatsächlich super selten etwas an.
Lukas Mraz: Brille?
Yules: Habe ich selber bezahlt.
Lukas Mraz: Aber kriegst du keine Brillen?
Yules: Ich will keine Brillen. Du musst dir überlegen, alles, was mir zugesendet wird, muss ich versteuern, heißt, ja ich kriege es dann günstiger.
Lukas Mraz: Wenn du etwas gratis kriegst?
Yules: Ja, ich kriege es ja nicht gratis. Wenn ich jetzt so eine Brille zugeschickt bekommen würde, wie ich sie gerade aufhabe ja, die kostet sagen wir mal 100 Euro, dann ist das ja ein geldwerter Vorteil, den ich habe, weil ich das als Geschenk für 0 Euro zugesendet bekommen habe, heißt ich muss Betrag X dann steuerlich ansetzen, ich bezahle sie, nur halt nicht direkt. Das ist so ein…
Lukas Mraz: Außer, du sagst es halt niemandem.
Yules: Hört das Finanzamt Stuttgart hier zu? Ich setze alles ab. 
Lukas Mraz: Schöne Grüße. 
Yules: Nein, natürlich bei sowas wie Restaurants ist es natürlich so ja, da kann man das natürlich machen, aber ich mache das tatsächlich trotzdem nicht so gerne, ich lasse meine Meinung ungern kaufen. Also selbst, wenn ich jetzt eingeladen werde und ich gehe da zum Filmen hin, dann sage ich immer zuerst ich guck mir das an, ich esse bei euch und dann können wir darüber reden, ob da jetzt ein Post daraus wird oder nicht. Ich verspreche in der Regel gar nichts.
Lukas Mraz: Aber tust du auch Läden so richtig hernehmen, also so sagen… Bist du dann auch so, das war der ärgste Scheißdreck?
Yules: Nein.
Lukas Mraz: Machst du gar nicht? Also wenn, positiv?
Yules: Nein. Wenn, schon auch mal so mhm gemischt oder so. Aber tatsächlich will ich niemandem hier das Business schlecht machen, wenn, dann schweige ich lieber oder wenn’s wirklich ganz, ganz schlecht war, mache ich vielleicht ein lustiges Video daraus, aber ich fange jetzt nicht an zu sagen, das und das und das ist ein Horror und geht da ja nicht hin, das würde ich nie machen. Das ist nicht mein Vibe.
Lukas Mraz: Dann ist eh gut, würde ich auch nicht machen. 

*AUDIOTRENNER*
Lukas MrazBAHÖ? 

Lukas Mraz: Also ich muss auch dazu sagen, ich bin ja auch ein relativ kritischer Mensch.
Yules: Also du würdest, wenn du das machen würdest, die Restaurants auseinandernehmen?
Lukas Mraz: Nein, niemals, würde ich niemals machen, aber ich habe natürlich eine Meinung zu allem und die muss ich aber auch nicht teilen. Weißt du, ich war sehr viel in meinem Leben essen, weil ich Essen liebe und weil es natürlich auch mein Job ist, aber vor allem weil ich gerne esse, wie man auch sieht. Auf alle Fälle war bei mir auch so eine Zeit, da war ich frisch in Berlin mit Anfang 20 und da war ich wirklich schon viel in Sterne-Restaurants und überall essen und war dann auch noch kritischer irgendwie und wusste auch so am Tisch eigentlich, dass ich so alle meine Kollegen, meine Freunde und Freundinnen, die am Tisch waren, auch beeinflusse natürlich damit, wenn ich jetzt sage, das Gericht ist scheiße als Profi, ist für die anderen natürlich auch so naja. Das mache ich auch zum Beispiel gar nicht mehr, ich kann natürlich einen Tisch als Profikoch immer beeinflussen, weil meine Meinung dann für die Leute irgendwie stimmt, wobei das bei Essen… jeder hat einen anderen Geschmack. Ist ja scheißegal, wenn ich jetzt sage, das schmeckt beschissen, soll es bitte wem anderen schmecken und das ist ja auch gut so, dass es so ist. Aber was macht dich denn zur qualifizierten Restaurantkritikerin, Influencerin oder auch Nicht-Kritikerin?
Yules: Also ich habe natürlich obviously einen sehr guten Geschmack, aber abgesehen davon tatsächlich glaube ich ist es auch, das ist so der Kern der Sache…
Lukas Mraz: Bist du eine Supertasterin?
Yules: Ich bin eine Supertasterin, also was ich sage das stimmt und was mein Geschmack sagt, nein Spaß. Aber ich glaube, das ist auch das Ding, ich bin gar nicht so viel am Bewerten, also beziehungsweise ich drücke dann sehr deutlich aus, dass ich etwas gerade sehr gut finde, aber mir geht es prinzipiell schon primär darum, zu zeigen was gibt es überhaupt, was bekommst du, was kostet das, wie ist es, wie ist die Stimmung, wie ist das Restaurant an sich, finde ich, dass der Preis passt, wie ist das Verhältnis? Und gar nicht so von wegen…
Lukas Mraz: Du bist nicht der Michelin Star Guide, sondern eher der Monocle Guide?
Yules: Genau, ich würde jetzt nicht anfangen zu sagen, das hier etwas nach Teakholz, rauchig und nach Whiskey schmeckt, sondern halt einfach, das schmeckt geil oder das gefällt mir oder das war jetzt nicht so ganz meins. Aber ich bin jetzt nicht so… hier in den Nuancen wie es jetzt jemand machen würde, der jetzt Sterne verteilt zum Beispiel.
Lukas Mraz: Aber könntest du Sterne verteilen?
Yules: Ich würde gerne Sterne verteilen, vielleicht kann ich meine eigenen Yules-Sterne machen und wenn sich ein Abnehmer findet, der das sponsorn will, dann können wir da ein Projekt aufbauen.
Lukas Mraz: Ja, aber als Michelin-Testerin, ich weiß gar nicht, wie viele Frauen es da gibt.
Yules: Sind das eher Männer, ist das Männer-dominiert?
Lukas Mraz: Ja, ich glaube schon.
Yules: Ah du weißt es aber gar nicht?
Lukas Mraz: Die sind ja auch nicht so oft da, aber tendenziell habe ich noch nie eine Testerin kenngelernt bei Michelin.
Yules: Wirklich, aber wie läuft denn so ein Prozess ab? Das interessiert mich. Wie bekommst du einen Stern, was muss da passieren, warum jagst du nach Sternen?
Lukas Mraz: Ich jage nicht nach Sternen. Aber auch wieder Mundpropaganda, viele Tester und hoffentlich auch Testerinnen, die essen gehen, meistens fragen sie den Chefkoch, ob sie noch eine Empfehlung haben in der Stadt, also das fragen sie generell auch noch dazu, also das ist auch so ein Ding. So, was gibt’s Neues in der Stadt? Der Michelin gibt sich ja immer zum Schluss zu erkennen.
Yules: Ach wirklich, ich dachte, die gehen dann auch immer so heimlich wieder raus.
Lukas Mraz: Nein nein, also der Gault Millau, das ist das mit den Hauben. Der geht eigentlich meistens einfach wieder raus, also der zahlt, der geht, alles ganz normal. Und der Michelin zahlt und dann gibt er sich zu erkennen und sagt, ja guten Tag, dann kommen sie vor mit ihrem Michelin-Buch, das ist glaube ich so das Prozedere, dass die das mithaben müssen. Dann kommen sie immer mit dem Michelin vor und fragen, ob sie mit dem Chef sprechen können und dann dürfen sie eh nichts drüber sagen, wie es ihnen geschmeckt hat.
Yules: Ach wirklich, du bekommst nicht direkt ein Feedback?
Lukas Mraz: Nein, du bekommst kein Feedback.
Yules: Aber was wollen die dann mit dir besprechen?
Lukas Mraz: Die reden dann so und wollen eigentlich in die Küche schauen, sie wollen sich so die Küche ein bisschen anschauen, ich weiß nicht, ob´s da um Hygiene geht oder man sagt es geht um die Produkte, die da stehen und so in die Richtung.
Yules: Also ob du da Barilla-Nudeln stehen hast oder die Handgemachten?
Lukas Mraz: Ja genau. So ein bisschen.
Yules: Spannend.
Lukas Mraz: Und dann halt den Weinkeller auch manchmal noch, ja und so ist das dann halt und die fragen schon auch manchmal so, ob’s irgendwie noch etwas Neues gibt in der Stadt.
Yules: Weil, ich habe mir das immer so vorgestellt wie, als wäre das so ein Kampf und das wird einem ja so suggeriert durch die Filme und Netflix.
Lukas Mraz: So ist es auch bei den meisten.
Yules: Aber bei dir nicht?
Lukas Mraz: Ich würde nicht sagen. Ich habe einfach so mein eigenes Wohlempfinden was ich meine, was für mich Qualität ist und was die anderen denken ist… Natürlich nimmt man es an, ist ja deppert, wenn da jeden Tag zehn Menschen raus rennen und sagen, hey das ist ein Scheißdreck, du Vollidiot, was ist das für ein Arschlochscheißdreck für 170 Euro oder ich weiß nicht. Natürlich nimmst du das an, ich kann jetzt nicht sagen, dass ich das einfach so… Aber es wäre ja unrealistisch, wenn nicht eine von zehn Personen schreiben würde es war irgendwas scheiße, weißt du? Und ich finde das auch gut so, wenn alles immer nur gut ist, dann bist du bekömmlich, dann bist du normal, dann bist du Mainstream etc. Also wenn du auch Ecken und Kanten hast, das finde ich ist auch bei Essen wichtig, das ist auch bei Kunst wichtig, das ist in Musik wichtig, das ist in all diesen Formen einfach wichtig und deshalb finde ich es auch gut wenn irgendwer mal sagt, hey das war scheiße.

*AUDIOTRENNER*
Lukas Mraz: BAHÖ? 

Lukas Mraz: Du wirst ja überall bewertet, ist das bei dir auch so?
Yules: Natürlich.
Lukas Mraz: Du bekommst halt deine Nachrichten, oder wie nennt man das, DMs?
Yules: Ja, die Direktnachrichten, Direct Messenges.
Lukas Mraz: Das sind aber die, die nicht jeder lesen kann?
Yules: Genau.
Lukas Mraz: Und die anderen?
Yules: Das sind die Kommentare.
Lukas Mraz: Das sind die Kommentare. Und da kriegst du’s auch voll ab? Was ist dein Lieblingskommentar, gibt es einen richtig schlechten?
Yules: Richtig schlechten… Tatsächlich ich muss sagen, ich bin relativ verwöhnt, also klar gibt es Leute, die dann irgendwie scheiße finden, was ich zeige vielleicht mal, aber der Ärger richtet sich dann schon eher auf, hey es gibt hier einen Döner für zwölf Euro, wer zum Geier zahlt 12 Euro für einen Döner? Das geht dann eher so in die Schiene und nicht so… Die Alte ist irgendwie komisch. Was am meisten zu Spaltungen geführt hat, ist glaube ich meine Stimme, entweder mögen sie sie oder hassen sie. 
Lukas Mraz: Hä? Die ist eh gut.
Yules: Ich bekomme sehr viel Lob, das freut mich immer sehr, aber ich bekomme genauso viele Leute, die sagen, was ist das für eine Stimme das geht ja gar nicht. Ja wirklich. Du kannst es wie du sagst, du kannst es Leuten halt nicht recht machen.
Lukas Mraz: Aber hast du eine andere Stimme, wenn du… Oder ist es eh die?
Yules: Ich hoffe, es ist eh die. Ich glaube, wenn ich sehr schnell und viel im Redefluss bin ist es natürlich anders, als wenn ich meine kuratierten kleinen Videos hochlade. Aber in der Regel habe ich schon so einer tiefere ruhigere Erzählerstimme und manche nervt das halt, manche fühlen sich dadurch getriggert. Was soll ich machen? Mir hat gestern jemand gesagt, die hören sich im Office meine Stimme an, wenn die gerade so ein bisschen chillen möchten.
Lukas Mraz: So wie Bob Ross, kennst du Bob Ross noch?
Yules: Sagt mir was ja.
Lukas Mraz: Bob Ross ist ein Maler gewesen, gibt’s jetzt auch einen Netflix-Film über den.
Yules: Mit diesem… Ja ja, den kenn ich.
Lukas Mraz: Wenn du dann vom Ausgehen nach Hause bist, hast du dir das aufgedreht, und es hat wirklich keine zwei Minuten gedauert und ich bin eingeschlafen, wie so eine Gute-Nacht-Geschichte. Im Endeffekt ist es auf alle Fälle cool glaube ich, was du machst. Ich kann auf alle Fälle mal einen extrem schlechtes Kommentar reinschreiben, wenn du´s brauchst, damit du nicht so ins Mainstream kommst.
Yules: Damit ich mich ein bisschen spüren kann? Gerne.
Lukas Mraz: Ich habe einmal einen richtig geilen gehabt, das war bei Kitchen Impossible und da habe ich ein „Cops are Toys“ T-shirt angehabt, so wie Toys"R"Usaber mit so Polizisten und der hat dann übers Restaurant… Und ich weiß nicht was da war, müsste man raussuchen, aber die ist wirklich geil. Der hat geschrieben „das fette Schwein“ oder ich weiß nicht was. Die war so geil.
Yules: Was? Aber die sind unzufrieden mit sich selbst, wer schreibt sowas ins Internet? Das ist ja peinlich.
Lukas Mraz: Aber ich finde die eh lustig. 

*AUDIOTRENNER*
Lukas Mraz: BAHÖ? 

Yules: Hast du auch Influencer da?
Lukas Mraz: Nein, gar nicht. Also das hat mein Vater tatsächlich auch schon… Wir versuchen eh den Preis so im Menü okay zu halten für so ein Sternerestaurant. Es ist natürlich noch immer viel Geld, aber…
Yules: Was ist es denn?
Lukas Mraz: 166 Euro für 14 Gänge, da ist aber Wasser mit drinnen, kein Gedeck.
Yules: Das ist wirklich gut.
Lukas Mraz: Die meisten anderen in der Stadt kosten schon mal um 100 Euro mehr. Und deswegen, das ist halt so ein bisschen unser Ding, das ist auch vom Papa schon so, der will das eigentlich auch so halten, wir haben ein super buntgemischtes Publikum dadurch. Weil wir haben die jungen Leute, die kreativen Leute, die älteren Leute, Stammgäste, es ist halt alles hier bei uns und ich finde, das ist auch das Schönste, wir wollen kein Restaurant sein, was so eine Nische abdeckt, wo du so nur die coolen jungen Leute hast oder die Anzugträger. Mich interessiert das gar nicht, ich finde, ein Gasthaus oder dieser Inbegriff davon, wir sind ein Restaurant, aber ein Gasthaus geht einfach darum, dass verschiedene Kulturen und Meinungen aufeinandertreffen, Lebensalter und das ist uns eigentlich ganz gut gelungen so dadurch. Und der Papa hat das eigentlich immer schon gemacht, dadurch das wir eh versucht haben… Wir haben halt nicht das Budget, um Leute einzuladen, weißt du?
Yules: Aber wieso, du musst ja nicht bezahlen zwingend?
Lukas Mraz: Was, aso, dass wir sie einladen?
Yules: Ja.
Lukas Mraz: Aber wie soll ich sie dann sonst einladen? Anschreiben, ob sie kommen wollen?
Yules: Zum Beispiel.
Lukas Mraz: Nein, mach ich nicht.
Yules: Warum nicht? Also im besten Fall hast du es ja nicht nötig, weil es auch so läuft.
Lukas Mraz: Okay dann ist die Antwort, es läuft bei uns sehr gut. Es läuft bei uns tatsächlich sehr gut, also wir sind jetzt im Oktober ausreserviert, freitags ist es bis nächstes Jahr voll. Also wir machen es aus dem Hauptgrund nicht… Was ich jetzt unter einladen verstanden habe, weil das ist glaube ich schon so ein Ding, dass man Influencer anschreibt oder sie dich anschreiben, dass du sie halt einlädst und sie createn halt Content quasi. Also das machen wir einfach nicht, weil wir das Budget dafür nicht haben, fertig. Wir leisten was, ihr kommt dafür essen und ihr bezahlt das halt, fertig. Und das machen wir aber auch beim klassischen Journalismus, also auch wenn jetzt irgendwer über uns schreiben will, müssen die eigentlich auch zahlen und ja. Aber uns geht es gut, wir haben gute Reservierungslage und viele Gäste, buntgemischte Gäste, wie gesagt mein Leben ist gut ich kann mich eigentlich über nichts beschweren.
Yules: Hat dein Fernsehauftritt oder Auftritte auch damit zu tun glaubst du?
Lukas Mraz: Dass es mir gut geht?
Yules: Nein, dass der Laden so läuft.
Lukas Mraz: Ja, alles. Es ist eine Mischung, es sind 33 Jahre Familienarbeit, die geleistet worden ist von meinem Großvater, von meiner Oma, von meiner Mutter, von meinem Vater, hauptsächlich von meinem Vater auch natürlich, weil der jetzt schon seit 33 Jahren da ist. Der das irrsinnig toll macht und das krass ist, wie du 33 Jahre lang als selbstständiger Familienbetrieb in so einer heutigen Welt einfach überlebst, das schaffen nicht viele. Das ist auch in Österreich etwas Besonderes, muss ich dazu sagen, deswegen bin ich auch hier, das will ich auch einfach von ihm erlernen. Aber alles spielt mit warum wir voll sind, natürlich Fernsehauftritte, Social Media, Sterne, Hauben, Punkte, gute Arbeit, meine allerliebste Werbung, die es gibt, Mundpropaganda, auf das setze ich am meisten, das ist eigentlich für mich das Schönste, also einfach schauen, dass man einen guten Job macht und die Gäste happy rausgehen und das ist die beste und in meinen Augen die stärkste Werbung, die man kriegen kann, wenn die Leute über dich reden, dass es geil war. Das ist das, was es schon immer gibt und auf das kann man auch gut zählen eigentlich.
Yules: Zum Thema Reservierungen – was hältst du von den Leuten, die Reservierungen verkaufen?
Lukas Mraz: Verkaufen, gibt’s das?
Yules: Das kennst du gar nicht?
Lukas Mraz: Ok. Wow.
Yules: Es gibt wirklich Plattformen dafür.
Lukas Mraz: Wirklich?
Yules: Da kannst du deine Reservierung machen bei dem Laden. Ich habe schon nachgeschaut, dein Laden ist drinnen. Was schätzt du für wie viel Geld wird deine Reservierung verkauft an einem Freitag? Donnerstag, Freitag?
Lukas Mraz: Das gibt’s nicht.
Yules: Doch, das gibt’s. Schätz mal, was das kostet?
Lukas Mraz: Bei uns?
Yules: Ja.
Lukas Mraz: Weißt du, wie viel das kostet?
Yules: Ja, ich habe nachgeschaut.
Lukas Mraz: Ja, 160 Euro, was das Menü kostet.
Yules: Das ist ungefähr… Sogar 260 Euro teilweise.
Lukas Mraz: Wirklich?
Yules. Also die Leute verkaufen halt die Reservierung, die sie gemacht haben, weil sie dann einen Profit daraus schlagen. Die wissen ja bei dir bekommt man keine, weißt du das macht das halt attraktiv, weil wenn ich jetzt sage ich komme heute aus Berlin und ich will ums Verrecken heute hier essen, dann gucke ich auf diese Plattform und überlege ich mir, ob es mir wert ist, das Geld in die Hand zu nehmen und heute bei dir essen zu gehen.
Lukas Mraz: Wirklich, aber reservieren die dann jeden Monat gleich einfach ein paar Tische?
Yules: Ja, kann schon sein.
Lukas Mraz: Das könnte ich ja dann auch selber machen.
Yules: Das könntest du selber machen. Jetzt bringe ich dich auf wilde Ideen. 
Lukas Mraz: Jetzt kann die Tochter schon in die Privatschule.
Yules: Ja, ist ganz witzig, oder? Was es mittlerweile alles gibt.
Lukas Mraz: Okay, wow. Das hätte ich mir nicht bei uns gedacht.
Yules: Vielleicht bist du deswegen bis Oktober ausreserviert.
Lukas Mraz: Ja, wegen Spekulanten. Ei ei ei. Und was ist da so das meiste, was man da mehr als das Menü zahlt? Weißt du das? Gibt’s auch 1000 Euro?
Yules: Ja ja ja, das kommt immer drauf an, wenn du in so ein Cipriani in New York willst oder Nobu Malibu, kann es schon sein, dass du da richtig viel Asche liegen lassen musst. Nur für die Reservierung, das Essen ist noch nicht einmal bezahlt.
Lukas Mraz: Das Essen ist noch nicht bezahlt.
Yules: Nein, das ist nur die Reservierung, wirklich nur, dass du überhaupt an diesen Tisch kommst. Ja ja, ist wirklich krass.
Lukas Mraz: Cool, wie heißt die Plattform? 

*AUDIOTRENNER*
Lukas Mraz: BAHÖ? 

Yules: Wo geht man denn in Wien gut essen? Ich bin ja nur Teilzeit-Wienerin, ich habe ja in Wien studiert und habe hier Familie.
Lukas Mraz: Wie lange?
Yules: Ich habe schon relativ lange, eineinhalb Jahre, hier studiert und habe Familie hier und war deswegen auch sehr oft schon hier. Aber ich verpasse natürlich viel, da ich nicht Vollzeit hier bin. Erzähl doch mal, wo geht man hier gut essen?
Lukas Mraz: Wo man gut essen geht? Wo ich wirklich gerne hin essen gehe ist auf alle Fälle das Café Kandl, das kann ich weiterempfehlen, das ist einfach ein mega netter Vibe, die haben den besten Espresso Martini in der Stadt, die haben super Essen, die haben eine geile Weinkarte, das Lokal ist schön, sie haben den schönsten Innenhof, die Mitarbeiter:innen sind sensationell, also ein volles Paket und es ist halt so ein bisschen in diesem Casual Segment. Bestes Gulasch und bestes Schnitzel gibt’s auf jeden Fall im Anzengruber, da musst du unbedingt hingehen, dort bitte auch unbedingt das Tichys Eismarillenknödel essen, das ist ein legendäres Dessert, was man unbedingt mal gegessen haben muss. Mein allerallerallerallerallerliebstes Restaurant ist der Ostwind das ist Szechuan Chinesisch… ich weiß nicht, ob du scharf isst?
Yules: Ich esse sehr gerne scharf.
Lukas Mraz: Wirklich? Super, ich finde, wenn man etwas mit Essen zu tun hat, dann muss man auch scharf essen können oder wollen.
Yules: Sehe ich auch so.
Lukas Mraz: Wie soll man denn sonst eine Meinung über Essen haben, weil scharf ist ja wie süß oder sauer, ist ja einfach nur eine Richtung.
Yules: Aber cool, dann muss ich da auf jeden Fall hin.
Lukas Mraz: Ostwind, ja und da gibt’s die Speisekarte, die ist vorne quasi für Weißbrötchen, also für Europäer, und dann kannst du sie umdrehen, dann ist sie quasi verkehrt und da sind die ganzen Gerichte für die Chinesen und so drinnen.
Yules: Wie oft geht man so als Sternekoch selber noch aus, essen?
Lukas Mraz: Also früher viel, halt Montag bis Freitag nicht, weil man immer hier isst, mehr oder weniger halt Abendessen. Ich esse in der Früh gar nicht, ich hasse Frühstück eigentlich, ich werde davon müde, deswegen esse ich eigentlich immer nur dann so um 17 Uhr, man kostet ja eh schon viel und am Wochenende habe ich eigentlich früher nie gekocht. Wie gesagt, alle Frauen, Freundinnen, die ich jemals hatte, waren eigentlich enttäuscht davon, wie es dann ist mit einem Koch zu leben.
Yules: Kann ich mir vorstellen. Du hast zu Hause nichts davon. Kann ich komplett nachvollziehen.
Lukas Mraz: Nichts, mein Kühlschrank war immer leer, wie ausgestorben, ich hätte eigentlich gar keinen Kühlschrank gebraucht, das war unnötige Stromverschwendung sozusagen.
Yules: Aber ich verstehe das total, du willst ja deine Arbeit nicht zu Hause haben.
Lukas Mraz: Ja eh und mittlerweile ist es natürlich anders.
Yules: Ja, mit Kind und so.
Lukas Mraz: Ja genau, ich versuche schon am Wochenende immer… Und ich habe dann auch keinen Bock das zu essen, was ich selber koche. Ist fad, es ist so, wie wenn du dir deine eigene Musik anhören würdest.
Yules: Ist ein guter Vergleich ja.
Lukas Mraz: Gibt sicher einige, die das machen, aber I don’t know, ich bin keiner davon.
Yules: Zu meinen liebsten Orten in Wien zählt auf jeden Fall der siebente Bezirk tatsächlich und der Neunte, also ich habe ja im Neunten gewohnt, als ich dann hier war, war auch nah zur Uni. Und sonst Prater ist für mich einfach so eine halbe Kindheit einfach, weil wir da immer waren als Kids.
Lukas Mraz: Was hast du für Familie in Wien?
Yules: Cousine und Tante wohnen hier, dementsprechend auch viele Bekannte und Freunde mittlerweile. Und vor allem, als wir halt kleiner waren, ich war immer hier zum Christkindlmarkt, am Rathaus eislaufen, waren im Prater, das ist für mich so das, was ich mit Wien verbinde. Aber mittlerweile von der Prosecco Bar bis irgendwie die Neubaugasse einfach rumschlendern in die Boutiquen rein gucken und in die Donau rein, Strand… Das ist so…
Lukas Mraz: Kann man in Stuttgart auch schwimmen gehen?
Yules: Nicht im Neckar. Also würde ich nicht empfehlen, das ist glaube ich noch dreckiger als die Seine, die die gerade versuchen zu reinigen.
Lukas Mraz: Wirklich? Also das finde ich, ist schon eine der besten Sachen in Wien, die habe ich auch am meisten vermisst, wenn ich im Ausland gelebt habe, ist die Alte Donau. Ich fahre zwölf Minuten mit dem Fahrrad dort hin und kann noch vor der Arbeit schwimmen gehen.
Yules: Kann ich mir vorstellen. Das ist mega der Luxus hier in der Stadt, total, deswegen bin ich auch so gerne im Sommer hier, weil man das so mitnehmen kann.  Wobei ich die Weihnachtszeit hier auch mag, Kaiserschmarrn, Weihnachtsmarkt, auch toll.
Lukas Mraz: Ja wirklich? Das ist sowas, das man dann glaube ich nicht ganz so schätzt, wenn man hier wohnt.
Yules: Ja, vor allem, was ist mit dem Wind hier ab September/Oktober? Also Wien hat ein Windproblem, wo auch immer das herkommt.
Lukas Mraz: Wirklich?
Yules: Ja, richtig windig bei euch.
Lukas Mraz: Nein, gar nicht.
Yules: Doch.
Lukas Mraz: Muss ich mal drauf achten, jetzt bläst es mich wahrscheinlich jedes Mal davon, wenn ich am Fahrrad sitze.
Yules: Jetzt musst du bei jedem Windstoß an mich denken.
Lukas Mraz: Und denke mir scheiße. Das ist eine Eselsbrücke.
Yules: Ja. 

*AUDIOTRENNER*
Lukas Mraz: BAHÖ?

Lukas Mraz: Und dein Alltag ist aber dann schon so, dass du jedes Mal, wenn du essen gehst, außer du gehst ein zweites Mal hin, ist schon so, das ist dann halt Arbeit?
Yules: Ja, auf jeden Fall. Das ist ja auch das Ding warum ich mir das so ein bisschen bewahren will ab und zu gehe ich auch gerne in Restaurants zwei oder drei oder vier Mal weil es geil war, weil dann weiß ich, ich muss da jetzt nicht noch einmal etwas anfassen, aber ja, klar alles, was neu ist und cool und interessant filme ich.
Lukas Mraz: Schon anstrengend, oder?
Yules: Es ist glaube ich nach wie vor… Ich würde es nicht für einen Bürojob wieder eintauschen, ich bin sehr, sehr happy damit, also ich habe das ja durch und gemacht. Und ganz ehrlich, irgendwo im weitesten Sinne fürs Essen gehen bezahlt zu werden, es gibt Schlimmeres. Klar ist es manchmal anstrengend und manchmal ist es viel, aber das ist ja beschweren auf sehr hohem Niveau, das ist mir auch bewusst.
Lukas Mraz: Aber ich würde es nicht machen wollen.
Yules: Würdest du nicht?
Lukas Mraz: Nein.
Yules: Wieso nicht?
Lukas Mraz: Ja, weil ich so gerne essen gehe, ich mag das, einfach nur dasitzen. Ich mache auch mal ein Foto von einem Gericht muss ich dazu sagen, aber keine Ahnung, ich mache auch immer weniger. Ich finde auch, ich mag einfach das Essen und Trinken und Reden und einfach, keine Ahnung, diese Experience. Ich mache einfach mein Ding, ich möchte... Was ich eh schon vorher gesagt habe, früher war ich halt auch, das könnte man so und so machen oder wie ist das gemacht. Ich möchte einfach essen, trinken und einfach einen schönen Abend haben, weißt du? Und da jetzt nicht so sehr meine Arbeit mit hinein nehmen auch als Koch.
Yules: Ja, verstehe schon.
Lukas Mraz: Aber du, alles gut, ich habe ja sowieso meinen Job, deswegen muss ich es ja nicht machen zum Glück. Ich delivere dann mehr quasi für euch. Also jetzt wo wir uns kennen, komme ich mal auf alle Fälle nach Stuttgart, nach Stuggi.
Yules: Ja bitte, ich bitte drum. Ich komme auf jeden Fall mal bei dir essen.
Lukas Mraz: Ja, bitte unbedingt.
Yules: Habe ich denn deine Erwartungen erfüllt, was hast du eigentlich erwartet, wen du triffst? Bist du überrascht oder war das jetzt okay?
Lukas Mraz: Nein, du bist super, du machst das super, ich bin positiv überrascht auf alle Fälle. Ich freue mich, wenn ich mal nach Stuggi kommen darf, wenn ich mal dort bin.
Yules: Du darfst. Ich zeige dir meine Hood.
Lukas Mraz: Ja, es war sehr angenehm mit dir zu reden auf alle Fälle ganz normal irgendwie.
Yules: Das freut mich zu hören, kann ich nur zurückgeben. Ganz normal?
Lukas Mraz: Ja, so nicht-gestellt, einfach so go with the flow.
Yules: Fand ich auch sehr, sehr cool, war spannend so Insides zu bekommen in so einen Alltag von dir und was das so ausmacht, voll cool.
Lukas Mraz: Und was sagt man jetzt zu den Hörerinnen?
Yules: Podcast, liken, teilen, kommentieren. Podcast abonnieren, liken, teilen, klar.
Lukas Mraz: Slide in my DMs. Nein, das sagt man nicht so?
Yules: Slide in my DMs. Es hat sehr viel Spaß gemacht, voll cool. Danke dir für die Zeit, ich muss jetzt eigentlich schon hierherkommen, um mal zu essen. Wie würdest du es denn finden, wenn man da so ein Video drüber macht, so rein theoretisch?
Lukas Mraz: Also ich persönlich finde, ah, jetzt wird da nichts mehr aufgezeichnet. 

*AUDIOTRENNER*

Mraz & Sohn

Wallensteinstraße 59
1200 Wien
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