BAHÖ VII: TikTok-Star meets Schimpf-Expertin
Auf Social-Media-Plattformen führt kein Weg an Erik alias Satansbratan vorbei. Der Wiener mit südslawischen Wurzeln unterhält vor allem auf TikTok mit seinen Parodien ein Millionenpublikum - lustig, provokant und nicht immer jugendfrei. Was passiert, wenn ein Internet-Star auf eine Wissenschaftlerin und Autorin trifft, die den Einsatz von Sprache messerscharf und mit viel Charme analysieren kann? Eriks Gesprächspartnerin ist die aus der Ukraine stammende Germanistin Oksana Havryliv, Schauplatz des Gesprächs der legendäre Eissalon Tichy in Favoriten. Während die beiden aus den berühmten rot-weißen Eisbechern löffeln, geht es inhaltlich ordentlich zur Sache: Welche Schimpfwörter würden die beiden nicht in den Mund nehmen? Akademiker-Laufbahn oder Lehrberuf? Und womit verdienen Influencer eigentlich ihr Geld?
Folge 7: Satansbratan und Oksana Havryliv
Textalternative anzeigen
Podcast BAHÖ, Folge 7, Satansbratan und Oksana Havryliv
Am Wiener Reumannplatz an einem Donnerstagvormittag: Satansbratan macht noch unzählige Selfies mit Passant:innen. Der Social-Media-Star ist nicht nur hier in seinem Heimatbezirk ein sehr begehrtes Fotomotiv. Mit Gipsbein humpelt er in Wiens vielleicht kultigsten Eissalon, den Tichy, wo ihn sein BAHÖ-Gegenüber erwartet: Sprachwissenschaftlerin Oksana Havryliv, die an der Universität, in Büchern, aber auch auf der Bühne und im TV mit einem unglaublichen Wissen über Schimpfwörter in unzähligen Sprachen begeistert. Die beiden nehmen im Palais, dem hinteren Teil des Eissalons, der Heimat der berühmten patentierten Eismarillenknödel, Platz - im kitschigen Retro-Ambiente, vor dem Bild von Firmengründer Kurt Tichy senior.
Vollzeit-Influencer Satansbratan versucht in dieser Episode, mit gängigen Klischees aufzuräumen und leistet Aufklärungsarbeit, was seinen Arbeitsalltag betrifft. Er hält Vorträge an Schulen, um den zahlreichen Jugendlichen, die selbst eine Influencer-Karriere anstreben, ein realistisches Bild zu vermitteln.
"Ich habe sehr großen psychischen Druck. Viele glauben, ich arbeite nichts und das Geld kommt beim Fenster rein." (Satansbratan)
Darüber hinaus setzt sich Satansbratan für zahlreiche Themen ein, die für Jugendliche eine große Rolle spielen und verarbeitet sie in seinen Videos: Ausbildung (im Speziellen Lehrberufe), Mobbing, Hass im Internet und vieles mehr.
Von schulischen und akademischen Laufbahnen ist Satansbratan weniger überzeugt. Genauso wenig vom Einsatz politisch korrekter Sprache. Dennoch findet er mit Oksana Havryliv dahingehend Konsens, dass Vorsicht geboten ist, welche Ausdrücke man verwendet. Schimpfwörter gehören für beide zur Wiener Kultur. Allerdings können sie allzu oft auch beleidigend sein.
"Schimpfwörter liegen zwischen Scherz und Schmerz." (Oksana Havryliv)
Havryliv gibt nicht nur Kostproben unzähliger bekannter wie kurioser Schimpfwörter zum Besten. Sie liefert Satansbratan auch die theoretische Grundlage. Denn wie in verschiedenen Ländern geflucht wird, basiert im Wesentlichen auf vier großen Schimpfkulturen. Und wo sind die Wiener:innen schimpftechnisch zu verorten? Auf der fäkal-analen Ebene. Bekannte Beispiele: Sch..., Leck mich am A... usw.
Das Beste aus Folge 7 im Trailer
Textalternative anzeigen
Podcast BAHÖ, Folge 7, Trailer
Satansbratan
Erik ist einer der bekanntesten Influencer Österreichs und begeistert unter seinem Künstlernamen Satansbratan Millionen. Rund 600.000 Menschen folgen ihm auf TikTok, seine Kurzvideos erreichen teilweise über fünf Millionen Aufrufe. Der Social-Media-Star, Comedian und Unternehmer schlüpft für seinen Content in verschiedene Rollen, z.B. die "Balkan Mama" oder den grantelnden Hausmeister aus dem Wiener Arbeiterbezirk Floridsdorf. Auch in TV-Formaten und Werbespots tritt er regelmäßig auf. Erik absolvierte vor seiner Influencer-Karriere eine Lehre in Schalungs- und Tiefbau. Er nützt seine Reichweite für Themen wie Ausbildung und Mobbing und lebt nach wie vor mit Mutter, Großmutter und Bruder in einem Gemeindebau in Favoriten.
Oksana Havryliv
Sprachwissenschaftlerin Oksana Havryliv beschäftigt sich seit 30 Jahren mit dem Thema Schimpfen und Fluchen. Die promovierte Germanistin und gebürtige Ukrainerin kam in den 1990er-Jahren als Studentin erstmals nach Wien. Havryliv lehrt an der Universität Wien, veröffentlichte eine Reihe an wissenschaftlichen Beiträgen sowie 2023 das populärwissenschaftliche Werk "Nur ein Depp würde dieses Buch nicht kaufen". Darüber hinaus hält die Mutter zweier Söhne Vorträge, unter anderem an der VHS Meidling, und sorgt in Unterhaltungsformaten mit ihrem schier endlosen Wissensschatz über das Schimpfen in allen möglichen Sprachen für Furore.
Folge 7 zum Nachlesen: Zum Transkript
Tichy
1100 Wien
-
Öffnungszeiten
- Anfang März bis Ende September
- täglich, 10:00 - 23:00