Podcast Bahö, Folge 1

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Transkript für BAHÖ I: Linen Queen meets Drag Queen

Metamorkid: Dem muss ich wahnsinnig widersprechen, weil… 
Hanni Vanicek: Tun Sie das! 
Metamorkid: Ich widerspreche, weil es geht darum, dass meine Community und meine Menschen wurden immer in den Keller gedrückt und wir durften nicht auf die Straße gehen und uns selbst sein, weil es illegal war, für das wer wir sind. Und dieses einmal im Jahr um den Ring gehen ist ein wahnsinnig wichtiger Prozess für uns, zu sagen: „Wir sind da und ihr habt uns zu akzeptieren, egal, ob es euch passt oder nicht.“ 

 *Audiotrenner* 

Metamorkid: BAHÖ. 
Hanni Vanicek: BAHÖ alleine klingt ja komisch, oder? Also ich mache es so, mit einem Wort. 
Metamorkid: BAHÖ? Ja, so ein BAHÖ! 

Moderatorin: Gegensätze suchen Gemeinsamkeiten. Oder umgekehrt? BAHÖ ist der Podcast, bei dem sich zwei treffen. Zwei Persönlichkeiten, zwei Lebenswelten, zwei Perspektiven. Durchs Reden kommen die Leute zusammen, gerade in Wien. In dieser Folge trifft Drag Queen Metamorkid auf Linen Queen Hanni Vanicek im legendären Wäscheausstattungsgeschäft „Zur Schwäbischen Jungfrau“. Die beiden sprechen über ihr Wien, Whiskey mit Dean Martin und nackte Menschen auf der Ringstraße. 

Metamorkid: Also was mich heute hier erwartet? Ich glaube, es erwartet mich die Frau Vanicek, von der ich schon einiges gehört habe und ich freue mich, sie endlich in Person zu treffen. Der Ausdruck BAHÖ - wie ich drüber nachgedacht habe, habe ich mir gedacht, ich weiß eigentlich gar nicht was es wirklich bedeutet, aber für mich ist es glaube ich ein Aufruhr, es ist was Lautes und was unapologetically… I don’t know, let’s find out. 
Hanni Vanicek: BAHÖ ist, wenn man über etwas sehr viel spricht, sehr viel… einen BAHÖ macht. Ein BAHÖ ist für mich eigentlich ein Wirbel, der kann positiv und negativ sein. Also ich glaube nicht, dass um mich ein BAHÖ gemacht wird, sondern ich bin mit ganzem Herzen Wienerin, habe mich immer für die Stadt eingesetzt und für mein Geschäft und meine Arbeit ernst genommen und das ist vielleicht jetzt der Lohn dafür. 
Moderatorin: Was glauben Sie, auf wenn Sie da heute treffen werden, was stellen Sie sich vor bei der Person? 
Hanni Vanicek: Heute? Ein narrisches Hendl. 
Metamorkid: Über mich als Person herrscht auf jeden Fall ein BAHÖ. Rein politisch oder einfach nur, weil Leute mich sehen und sich denken: „Was ist das?“ So wie ein paar Menschen hier gerade am Graben. Grüß euch, Servas. Ja, kannst gerne ein Foto machen, musst gar nicht fragen, ist kein Problem. 
Metamorkid: Grüß Gott. 
Hanni Vanicek: Hereinspaziert. 
Metamorkid: Frau Vanicek, grüß Sie. 
Hanni Vanicek: Ich freue mich, dass Sie da sind, so eine elegante Dame. 
Metamorkid: Schön, Sie mal kennenzulernen, kommen Sie mal her. 
Hanni Vanicek: Wir haben voneinander gehört und gesehen haben wir uns noch nie. 
Metamorkid: Noch nie, noch nie davor. 
Hanni Vanicek: Das ist ein Fehler, nein, aber Sie sind ja wahnsinnig chic. 
Metamorkid: Danke. 
Hanni Vanicek: Das muss ich sagen, eine Madame à la bonne heure. Also wenn Sie was brauchen, wir haben Bett-, Tisch-, Frotteewäsche. Herunten haben wir so einen Querschnitt von allem. Wir sind ja wie gesagt schon sehr alt. Wir sind von Kupelwieser gemalt worden. Kupelwieser hängt ja sogar in der Hofburg. Wir sind auch… genau, nicht in der Hofburg, im Kunsthistorischen Museum, sie verwirren mich ein bisschen. 
Metamorkid: Entschuldigung. 
Hanni Vanicek: So habe ich mir das nicht vorgestellt, Sie sind ja wirklich bezaubernd, na bitte. 
Metamorkid: Vielen Dank. 
Hanni Vanicek: Ach Gott. 
Metamorkid: Der alte Fetzen. 
Hanni Vanicek: Nein, aber ich muss Ihnen sagen, ich habe mir so Schuhe gekauft in Amerika, da habe ich hinten so große Schmetterlinge drauf aus schwarzem Ribs mit Gold. Was haben Sie denn für eine Schuhgröße? 
Metamorkid: 43. 
Hanni Vanicek: Nein, das passt Ihnen nicht, ich passe auch schon nicht mehr hinein. Wenn man älter wird, verändern sich die Füße. 
Metamorkid: Werden sie größer? 
Hanni Vanicek: Ja, breiter. 
Metamorkid: Wirklich, breiter? 
Hanni Vanicek: Ich habe ursprünglich 37 gehabt, jetzt habe ich 39 bis 40. Ich stehe ja auch schon hier seit 63 Jahren, da geht’s zusammen. 
Metamorkid: 63 Jahre, hier Chefin? Jawohl. 
Hanni Vanicek: Ja, seit dem Jahr 59. 
Metamorkid: Wow. 
Hanni Vanicek: Da habe ich angefangen hier, unser altes Geschäft, zeige ich Ihnen dann. 
Metamorkid: Ja. 
Hanni Vanicek: Ja, Sie haben ein entzückendes Kleid, das ist ja wie Haute Couture. 
Metamorkid: Es ist Mugler. 
Hanni Vanicek: Selbstgemacht? 
Metamorkid: Thierry Mugler. 
Hanni Vanicek: Thierry Mugler? 
Metamorkid: Ja. 
Hanni Vanicek: Können sie auch nähen? 
Metamorkid: Ja, ich habe die Modeausbildung gemacht. 
Hanni Vanicek: Wo? 
Metamorkid: In der Herbststraße. 
Hanni Vanicek: Ah, ich war in Michelbeuern. 
Metamorkid: Ah cute, nice. 
Hanni Vanicek: Und fertig gemacht? 
Metamorkid: Ich musste das machen, um glücklich zu werden. 
Hanni Vanicek: Ist in Ordnung. Schau, wenn Sie glücklich sind, ist es in Ordnung. 
Metamorkid: Okay, was ist der Schmuck eigentlich? 
Hanni Vanicek: Mein Schmuck? 
Metamorkid: Ja. 
Hanni Vanicek: Das ist von Ferragamo, das habe ich gekriegt in Florenz von der Signora Ferragamo persönlich. 
Metamorkid: Okay, okay. 
Hanni Vanicek: Nein, das ist ein simples Mascherl, aber trotzdem ist´s Ferragamo. Gehen wir da hinein, oder? 
Metamorkid: Gerne ja.  

*Audiotrenner* 

Hanni Vanicek: BAHÖ alleine klingt ja komisch, oder? 

Metamorkid: Also man sieht da schon, es gibt alle Farben, die man sich nur irgendwie vorstellen kann. 
Hanni Vanicek: Wir machen alles. Häuser, Flugzeuge, Schiffe. 
Metamorkid: Flugzeuge? 
Hanni Vanicek: Auch, wir haben von einem tollen Sultan in Doha, haben wir zum Beispiel drei Flugzeuge gemacht, die Decken, die Bettwäsche, die Bezüge für das Ding, alles gestickt. Toll, ja. 
Metamorkid: Es ist eine ganz andere Welt zu dem wie ich lebe und es ist die Welt von Luxus und die Welt von einer anderen Klasse. Was man auch ganz ehrlich zugeben muss, oder? 
Hanni Vanicek: Muss ich widersprechen. 
Metamorkid: Wirklich? 
Hanni Vanicek: Unser Hauptkunde ist der Mittelstand und der Mittelstand hat etwas gehabt, was wir auch gelernt haben als Kinder - kauft Qualität, dann behandelt man die Qualität als Qualität. Wie Sie richtig sagen, wenn das runterfällt, ist es billig, aber bildschön. Bei uns war es auch so, der Mittelstand hat Qualität und jetzt wo alles sehr teuer geworden ist und noch teurer werden wird und die Familien, die normal verdienen, Kinder haben, ein Auto haben, vielleicht irgendwo am Land was haben, die müssen sparen. Aber sie haben das Glück gehabt, wenn sie bei uns gekauft haben, dass die Sachen ja ewig halten. Und jetzt müssen sie’s nicht kaufen, sie können sich auf essen und die täglichen Bedürfnisse reduzieren. Das ist schon wahr. Wir haben natürlich auch Leute… Ich sage immer, wir haben jene Leute, die 100 Leute Personal haben - ich bin sicher, der Sultan von Doha hat mehr - und ich habe welche, die selber die Wäsche waschen und bügeln, da gehöre ich dazu. Wir haben beide. Man darf auch nicht eingebildet sein. Viel wichtiger ist, jeder hat ein Recht etwas zu kaufen. Natürlich sind manche Sachen kostbarer und teurer, das erkläre ich auch, aber dann versuche ich für den Kunden etwas anderes zu finden. Denn nicht jeder hat ein großes Budget und wir haben auch gar nicht das Recht, auf die herunterzuschauen, die es nicht haben, im Gegenteil. Wollen Sie sich ein bisschen hinsetzen? Sitzen Sie ein bisschen, erzählen Sie ein bisschen von Ihrem Leben. Sie kommen aus dem Mühlviertel? 
Metamorkid: Aus dem Innviertel. 
Hanni Vanicek: Haben Sie Kinder, Schwestern oder Brüder? 
Metamorkid: Kinder? Nein, Kinder habe ich noch nicht, nein. 
Hanni Vanicek: Werden auch nicht mehr kommen, glaube ich. Außer, Sie müssen welche adoptieren. 
Metamorkid: Vielleicht, aber dann müsste ich adoptieren. Aber ja, ich habe eine Schwester, meine Schwester wohnt jetzt auch in Wien und deswegen wollte auch ich immer nach Wien, weil das war so mein goldenes Ticket zu der Freiheit, weil ich komme natürlich von Land. 
Hanni Vanicek: Ja, alles ein bisschen ländlich… 
Metamorkid: Voll, konservativer, 900 Einwohner und wenn man so ist wie ich… Natürlich habe ich da noch nicht so ausgeschaut und habe noch nicht Drag gemacht. Aber das war natürlich schon eine schwierige Zeit, irgendwie den Platz zu finden in der Gesellschaft und ich habe gewusst, eine größere Stadt gibt mir mehr Freiheit und da sind so Menschen, die so sind wie ich. 
Hanni Vanicek: Absolut. Und abgesehen davon, man würde Sie am Land nicht verstehen, kann man auch nicht erwarten. Ich sage immer, die am Land gehen dann zu einem Fest, wo die mit Dirndl tanzen, ist ja auch richtig so, die stehen am Feld, müssen schwer arbeiten mit den Kühen, mit dem Zeug, mit den Tieren. Wir in der Stadt leben ja anders. Was hat denn die Familie gesagt zu diesem Berufsgang jetzt? 
Metamorkid: Sie sind meine größten Fans. 
Hanni Vanicek: Das finde ich in Ordnung. 
Metamorkid: Absolut, aber es hat natürlich auch gebraucht. 
Hanni Vanicek: Darf ich´s anschauen? 
Metamorkid: Ja, bitte. 
Hanni Vanicek: Schau schön. 
Metamorkid: Das ist meine Veranstaltung, die heißt Drag Lab. Das sind lauter junge queere Künstler:innen, die sich zum ersten Mal auf die Bühne trauen oder öfter schon auf die Bühne trauen. 
Hanni Vanicek: Toll, seid ihr da so ein Verein oder wie ist das? 
Metamorkid: Es ist mehr einfach eine Veranstaltung und wir sind da halt alle Teil von dieser Gemeinschaft, wir gehören alle zur LGBT-Community.
Hanni Vanicek: Toll, nein bei mir ist es so, ich habe ja auch einen Teil meiner Jugend am Land verbracht. Ich bin noch bei meiner Urgroßmutter gewesen oben und bin dort auch geboren und dann mit sieben Jahren kamen wir zurück, wir waren in Deutschland und sind dann zurück gekommen nach Wien. Und eigentlich muss ich sagen, ich bin so froh hier zu sein. Das ist so ein Traum Wien, es ist so eine schöne Stadt. 
Metamorkid: Für mich auch. 
Hanni Vanicek: Mit der Musik, die Gassen, wenn man geht, alles zusammen, es ist unglaublich. 
Metamorkid: Haben Sie irgendeine Verbindung jemals gehabt mit Travestie-Künstler:innen? 
Hanni Vanicek: Nein. 
Metamorkid: Noch nie? Waren Sie schon einmal bei einer Show? 
Hanni Vanicek: Nein, auch nicht, ich war einmal bei dieser wunderbaren Geschichte… und der Herr Plapper, der lebt mit einem Freund in der Schweiz. Der war der Direktor dieses Hotels und hat ein großes Fest gemacht und da war eine Drag Queen. Aber die war blond mit vielen Locken und hat herrliche Musik aufgelegt. Schau, nach dem Krieg haben wir eine andere Musik gehabt, nicht? Da war der Frank Sinatra, die alle. Es war Krieg, es war vorbei. Dean Martin, mit dem habe ich übrigens zusammen Whiskey getrunken. 
Metamorkid: Nein, haben Sie nicht. Wirklich? 
Hanni Vanicek: In Las Vegas. Ich bin alleine nach Las Vegas gefahren. Ich bin losgefahren, da war ich 25 und war in insgesamt 17 verschiedenen Sachen. Heute frage ich mich, wie ich das gemacht hab. 
Metamorkid: Ja, ich frage mich auch gerade. 
Hanni Vanicek: Und das ist ja schon lange her. Und dann kam ich nach Las Vegas und dann habe ich mir ein schönes Hotel genommen und war dann bei der Line Renaud, bei einer Show bei Eddie Fisher. Und dann sehe ich stehen „Dean Martin Midnight Show“ und da wollte ich natürlich gehen. Und da sind immer so Leute heraussen gesessen, in so Kobeln, so Sicherheitsbeamte, alle khaki-farben angezogen. Und ich gehe zu einem hin, sage „Midnight Show, ist da was frei?“ - „Alles ausverkauft.“ - Sage ich: „Mein Gott, das tut mir leid, komme ich doch aus Wien und ich wollte doch so gerne das hören.“ „Wien? Vienna? My grandmother was Viennese, come!“ Und er hat mich bei der Hand genommen und mich hineingeführt, hat mir einen Tisch gegeben an der Bühne und dann kam der Dean Martin um halb zwölf, zwölf war die Show. Er kam mit einer kleinen Band, er hat dort gesungen. Wenn er gesagt hätte „Kommen Sie mit“ wäre ich mitgegangen. 
Metamorkid: Wirklich? 
Hanni Vanicek: Der hat ein Timbre gehabt in der Stimme mit allem. Und dann kommt er noch her, setzt sich her, lässt die Beine über die Bühne runter baumeln und nimmt meinen Whisky, sagt zu mir „May I?“ und nimmt mein Whiskeyglas und trinkt meinen Whiskey, mit mir, sozusagen. Also es war schon ein großes Erlebnis. 
Metamorkid: Das ist ja legendär. Legendär. Ich glaube, die prominenteste Person, die ich kennengelernt habe, war Conchita Wurst. Aber die ist Ihnen ein Begriff, oder? 
Hanni Vanicek: Ja, sehr wohl. 
Metamorkid: Naja, sehr wohl. Das ist glaube ich die prominenteste Person, die ich kennengelernt habe, bis jetzt. Mehr? Nein. Also ich habe noch nicht Whiskey getrunken mit Dean Martin. 
Hanni Vanicek: Ja, Sie sind ja noch jung, Sie haben’s ja noch vor sich. 
Metamorkid: Vielleicht kann ich noch mit ihm trinken? 
Hanni Vanicek: Er ist schon gegangen, er ist schon im Jenseits. 
Metamorkid: Dann schaffe ich das vielleicht nicht mehr. 

*AUDIOTRENNER* 

Metamorkid: BAHÖ? Ja, so ein BAHÖ! 

Metamorkid: Also bei mir war’s seit ich 16 bin, war ich mir 100 %ig sicher, dass ich Drag-Künstlerin werden will. Das war so mein… was ich im Leben machen will. Aber natürlich ist Drag kein Beruf, das heißt ich kann nicht einfach in eine Schule gehen und das dort lernen und ich kann das auch nicht einfach von irgendwem übernehmen. Ich habe nichts gewusst drüber, nur das, was ich im Internet halt herausgefunden habe aus Amerika. Aber wir sind nicht in Amerika. Und wie ich dann nach Wien gekommen bin mit 18, bin ich natürlich in die Clubs gegangen, wo man dann die ganzen Travestie-Künstler:innen zum ersten Mal sieht und ich habe mir gedacht „Oh wow. Das gibt’s also und da ist eine Möglichkeit da.“ Und von Drag zu leben ist wahnsinnig schwierig. In einem Land wie Österreich überhaupt wahnsinnig schwierig. Weil alle Möglichkeiten, die ich jemals gehabt habe in meiner ganzen Karriere habe ich mir selber irgendwie erschaffen. 
Hanni Vanicek: Ja, ist eh gut. 
Metamorkid: Alle Shows, die ich habe, sind meine eigenen Shows. Ich lebe von meiner eigenen Arbeit hauptsächlich und ich habe nie darauf gewartet, dass mir irgendwer sagt „Da hast du’s und ich gib dir was“, sondern ich habe immer selbst gearbeitet. Und für mich war es, selbstständig zu werden… natürlich habe ich Angst gehabt, man muss halt irgendwie überleben, man muss es irgendwie schaffen. Es ist kein Beruf, wo ich sagen kann, das habe ich gelernt und wenn ich da jetzt nicht glücklich bin, dann kann ich in eine andere Firma gehen oder so. Und da war sehr viel Angst da, aber eben wie Sie auch gesagt haben - wenn man einfach die Passion hat für etwas und weiß, ich muss hart arbeiten dafür, dann wird’s kommen. Harte Arbeit tut sich immer auszahlen. Das war in meiner Karriere genauso und so habe ich mir meine Community geschaffen. Und ich habe gemerkt, umso härter ich arbeite, umso leichter mache ich’s den Leuten, die nach mir kommen. Weil so schwer ich’s gehabt habe am Anfang da reinzukommen, haben es die, die vor mir waren noch schwieriger gehabt und die, die nach mir kommen, sollten es dann schon leichter haben. 
Hanni Vanicek: Ja, es ist dann mehr eingeführt, das ist dann eh klar. Man hat das nicht so gekannt früher. Da waren andere Sachen wieder, nicht? Aber ich finde es toll, was Sie gemacht haben, Sie sehen blendend aus und ich bin auch beeindruckt von dem netten Charakter, das ist nämlich auch wichtig. 
Metamorkid: Stimmt. 
Hanni Vanicek: Man muss auch ein Mensch bleiben, das können Sie sich merken. 
Metamorkid: Ja. Wir arbeiten beide mit Menschen hauptsächlich. 
Hanni Vanicek: Ja, eben und das ist ganz wichtig und das haben viele auch vergessen. 
Metamorkid: Leute sehen mich manche als einen Angriff auf das, wer sie sind und wie sie leben, obwohl ich überhaupt niemandem etwas anhaben will und überhaupt niemandem etwas wegnehmen will. 
Hanni Vanicek: Es macht Ihnen Freude. 
Metamorkid: Ich will einfach nur offen leben und stolz sein auf das, wer ich bin und das ist wichtig, weil warum sollte sich irgendjemand schämen für das, wer er ist? Außer, er macht etwas Illegales. 
Hanni Vanicek: Nein, man muss es nur mit einer gewissen Klasse machen trotzdem. 
Metamorkid: Ja voll, natürlich. 
Hanni Vanicek: Mit einer Klasse machen. Es gibt bei allem immer auch etwas, das ausufert ins Ordinäre. Verzeihung, das sage ich schon, ich bin nicht sehr einverstanden von den ganzen Umzügen da am Ring mit den Lesben und Homosexuellen, weil ich finde manche Sachen, meines Erachtens gehören nicht dahin, auch nicht für die Jugend. Jeder soll leben. Sie sind eine Künstlerin in der Art wie Sie sind und das ist ja toll, keine Frage. Und man kann auch mit jemandem zusammenleben. Aber manchmal wird das schon heute sehr… Und das wird dann eben von den anderen abgelehnt. 
Metamorkid: Dem muss ich wahnsinnig widersprechen. 
Hanni Vanicek: Tun Sie das. 
Metamorkid: Ich widerspreche, weil es geht darum, dass meine Community und meine Menschen wurden immer in den Keller gedrückt, immer in den Schatten gerückt. Und wir durften nicht auf die Straße gehen und uns selbst sein, weil es illegal war, weil wir in Gefängnisse gekommen sind, weil wir in psychiatrische Anstalten gekommen sind für das, wer wir sind. Und dieses einmal im Jahr um den Ring gehen ist ein wahnsinnig wichtiger Prozess für uns. Zu sagen, wir sind da und ihr habt uns zu akzeptieren, egal, ob es euch passt oder nicht. Und auch die Konversation, dass es Kindern nicht gezeigt werden sollte, auch in der Politik wird das gerade immer mehr aufgebauscht als - ist Drag für Kinder, ist Drag für Jugendliche? - Und ich finde, da geht’s wahnsinnig darum, was ist das Programm, das den Jugendlichen gezeigt wird? Natürlich hypersexualisierte Shows sind nichts für Kinder und Jugendliche, aber das ist uns allen bewusst. Aber eine offene Drag Queen, die zum Beispiel Kinderbücher vorliest Kindern, finde ich wahnsinnig wichtig. 
Hanni Vanicek: Würde ich befürworten. 
Metamorkid: Weil wie sehr hätte ich es gebraucht als junger Mensch, dass eine offene, queere Person, die stolz auf sich ist, dasitzt und sagt: „Das ist wer ich bin und ich bin komplett okay damit“? 

*AUDIOTRENNER* 

Hanni Vanicek: BAHÖ alleine klingt ja komisch, oder? 

Metamorkid: Ich bin in die Selbständigkeit gekommen da war ich auch so 20, 21. Also wir waren gleich alt wie wir angefangen haben, selbstständig zu werden. Wie war es für Sie? 
Hanni Vanicek: Ganz kurz gesagt, wir waren ewig Kunden hier und meine Mutter sagt: „Was machen Sie mit dem Geschäft? Und da sagt sie: „Nehmen Sie es doch für die Hanni“. Und dann habe ich es übernommen. Dann habe ich hier, sozusagen geheim, habe ich hier schon mal gelernt. Im November war ich hier und ich habe Sommerschuhe angezogen, weil mir die Füße so wehgetan haben. Ich bin heimgekommen und habe geheult. Sage ich: „Mutti, ich glaube, ich stehe das nicht durch“. Die Mutter sagt: „Du stehst das durch“. Und ich hab’s auch durchgestanden. Ich habe ja dann begonnen und war dann noch sechs Wochen in Deutschland in einer Weberei, die gibt’s alle nicht mehr, sind alle zu. 
Metamorkid: Genauso wie die Stickereien in Vorarlberg, die gibt’s ja auch nicht mehr. 
Hanni Vanicek: Gibt viel nicht mehr. Ich habe noch Muster davon, das ist wie Reinseide gewesen… Also habe ich dort gearbeitet, bin dann gekommen, habe hier dann auch… war tapfer. Kam ein Aristokratenpaar herein, Mutter mit Tochter und sagt die Mutter zu meinen beiden jungen Verkäuferinnen, die ich damals übernommen habe von meinen Vorgängern, sagt sie: „Ich würde gerne zur Frau Martinke“. Sagt die eine: „Bitte entschuldigen Sie, Frau Gräfin, Frau Martinke hat übergeben. Das ist die neue Chefin“. Und sagt sie: „Dann gehen wir wieder“. Dann sagt die Tochter: „Probieren wir‘s doch“. Ich sage den Namen nicht, sind dann gute Kunden geworden. Und ich habe viel Anklang gefunden, weil ich mich dahinterklemme auch. Ich habe mein Leben genossen, das ist nicht die Frage, aber ich bin ein offener Mensch und habe Gott sei Dank das Glück gehabt, dass das Leben mich viel gelehrt hat. 
Metamorkid: Wissen Sie mein größtes Problem, was ich habe, ist, dass meine Kunstform noch nicht wahnsinnig ernstgenommen wird. Mich sehen Leute. Wenn ich reinkomme, es ist gleich einmal viel, es ist performativ. 
Hanni Vanicek: Ich halte es schon aus, ja bitte. 
Metamorkid: Auf jeden Fall, aber es ist so – „Uh was ist das?“ Und mein Ziel ist, dass ich die Kunstform Drag ernsthaft mache für Leute. 
Hanni Vanicek: Schön, elegant, also gut, ja. 
Metamorkid: Voll, dass jeder Drag sieht und das ernst nimmt und nicht sagt: „Das ist ein Clown oder das ist ein lustiger Paradiesvogel.“ Nein, ich bin ein Künstler. Wie Leute mich wahrnehmen, ist sehr unterschiedlich, je nachdem wo man ist. Es ist entweder ein „Oh wow, was ist das?“ Oder es ist das genaue Gegenteil, wo sich die Leute halt angegriffen fühlen von mir. Und auch wenn ich nicht so ausschaue, weil das ist natürlich für mich Bühne und das ist mein Beruf. Ich schaue jetzt nicht in meinem Alltag so aus, aber wenn ich das ganze weglege, habe ich halt durchgefärbte Haare und ziehe mich halt an wie ich mich anziehe. 
Hanni Vanicek: Wie sind die Haare? In welcher Farbe? 
Metamorkid: Schwarz-weiß, genau in der Mitte. 
Hanni Vanicek: Sehr schön. 
Metamorkid: Sowie die Cruella De Vil. 
Hanni Vanicek: Und ein bisschen länger? 
Metamorkid: Nein, ganz kurz. So eine Schüssel. 
Hanni Vanicek: Eine schwarz-weiße Schüssel? 
Metamorkid: Eine schwarze-weiße Schüssel. 
Hanni Vanicek: Dass man weiß, wo links und rechts ist, nicht? 
Metamorkid: Ganz genau. Ich identifiziere mich als nicht-binär. Sagt Ihnen das irgendetwas? 
Hanni Vanicek: Nein. 
Metamorkid: Nicht-binär ist… Es gibt ja verschiedene Geschlechteridentitäten. 
Hanni Vanicek: Aso das, ja. 
Metamorkid: Genau. Und es gibt eben Trans, jemand ist geboren als ein Geschlecht und lässt sich dann umwandeln zu dem anderen Geschlecht. Und dann gibt’s natürlich auch nicht-binär. Das bedeutet, dass man nicht die zwei Geschlechter hat, sondern man sagt, man schwimmt irgendwo dazwischen hin und her und man kann sich als beides irgendwie ausdrücken. Aber man sagt nicht, ich bin eine Frau oder ich bin ein Mann, sondern ich lebe irgendwo dazwischen. Was mit meinem Beruf halt auch sehr gut funktioniert, weil ich kann wahnsinnig weiblich, also hyperfeminin sein, aber kann das Ganze natürlich auch wieder ablegen und einfach auch als männlich sehr gut durchkommen. Das Wichtigste für mich ist eigentlich, dass ich durch das, dass ich so gesehen werde… weil natürlich man bekommt viel Aufmerksamkeit. Wenn ich so wo hinein gehe, ganz klar, ich bekomme viel Aufmerksamkeit und ich versuche mein Leben so zu leben, dass ich diese Aufmerksamkeit nutze, dafür Leute aufzuklären und Leuten das verständlicher zu machen. Das heißt, wenn mir wer gegenüber kommt und jemand versteht das nicht, dann sehe ich das sehr als meine Aufgabe einfach darüber zu reden und zu sagen, so ist mein Leben und ich brauche nicht mal irgendwie eine Toleranz in die Richtung, aber es gibt ein bestimmtes Level von Akzeptanz, das jeder Mensch einfach verdient, weil wie Sie schon gesagt haben, wir sind alle Knochen und Blut und Fleisch am Ende des Tages und ich verdiene genauso den Respekt wie jeder andere. 
Hanni Vanicek: Aber leben Sie zusammen mit einem Mädchen oder einem Buben? 
Metamorkid: Ich bin Single, aber falls Sie jemanden kennen, irgendeinen Reichen. 
Hanni Vanicek: Nein, wenn ich Sie seriös frage, ist das ein Problem, alleine zu leben für Sie? 
Metamorkid: Nein, absolut nicht. Ich fühle mich angezogen von dem männlichen Geschlecht. Also wenn sich jemand als männlich identifiziert, ist das für mich anziehend. Aber ich bin auch gerne Single und ich bin alleine, weil ich momentan einfach so viel arbeite und für mich ist meine Karriere immer an der ersten Stelle. Wie war das für Sie, Karriere und Liebe? 
Hanni Vanicek: Es ist so - schon Liebe. Ich habe manche so geliebt, dass ich sie am liebsten gebraten hätte und gegessen, hat mir eine Freundin einmal gesagt. Aber es ist so, wenn es dann gekommen ist zum Heiraten… Schauen Sie, ich hätte sieben Mal heiraten können, sieben Heiratsanträge habe ich gehabt. 
Metamorkid: Sieben Heiratsanträge? 
Hanni Vanicek: Habe ich gehabt, aber viermal wäre ich jetzt schon Witwe. Aber jetzt ist es so, ich wollte frei sein. Ich wollte frei sein. Ich war mit einem ganz bekannten Mann in Wien zusammen zwei Jahre und er wollte mich heiraten und dann ist es auseinander gegangen. Heute sage ich, rückblickend wär´s vielleicht anders gewesen hätte ich ihn geheiratet, steht aber nicht zur Debatte. Es war komisch, als ich jünger war, wie ich ein junges Mädchen war, habe ich auch sehr viel ältere Herren verehrt, aber verehrt im positiven Sinne. Sie sind gekommen mit einem Blumenstrauß oder einmal hat ein Bekannter gesagt, wenn ich ein bisschen jünger wäre, würde ich mit gebogenen Fingern vor der Türe stehen, klopfen und sagen: „Darf ich Sie um die Hand bitten?“ Und wie ich älter wurde, habe ich dann Jüngere gehabt. 
Metamorkid: Wirklich? 
Hanni Vanicek: Die mich angebetet haben, nicht angebetet - Blödsinn, die mich begehrt haben. 
Metamorkid: Ja, voll. Also ich finde schon, so eine klassische Liebe. 
Hanni Vanicek: Jetzt bin ich in einem Alter wo man nicht mehr… Aber wissen Sie es ist so, es ist eine Liebe meines Erachtens, die man nur im Kopf hat oder eine Anziehung kann erotischer sein als die andere, ist meine Meinung. 
Metamorkid: Inwiefern? 
Hanni Vanicek: Vielleicht passiert es Ihnen einmal, dass Sie jemanden haben. Ich habe einen Freund gehabt, also ich kann das jetzt nicht so ausplaudern, da hinein, das ist ja blöd. Aber es ist so. Es gibt Sachen meines Erachtens und es gibt ja auch viele Verbindungen im Laufe… ob das Künstler waren, andere Menschen waren, also es hat nicht mit Alt und Jung zu tun, also ich spreche nicht von jüngeren, sondern es gibt von Freunden oder von jemandem, mit dem Sie vielleicht nie körperlich zusammen waren, dem sie aber so verbunden sind - das ist wahrscheinlich einfach, weil sich das anders auslebt. Finde ich eigentlich toll. Das ist Erfüllung. 
Metamorkid: Ich finde, es gibt auch Beziehungen und Verbindungen im Leben, die nicht Liebe oder sexuell sein müssen, sondern die einfach nur sehr viel geben und solche habe ich sehr viele. 
Hanni Vanicek: Ja eben, und die bleiben, wenn man die lange hat, die intensivieren sich und das ist auch schön, nicht? Wenn man reden kann mit jemandem, philosophieren kann oder wo man halt die Hand hingeben kann und sagt „Ich hab dich lieb.“ Man sagt „Ich liebe dich“ ist eine Geschichte, „Ich hab dich lieb“ ist ein anderer Status. 

 *AUDIOTRENNER* 

Metamorkid: BAHÖ? Ja, so ein BAHÖ! 

Metamorkid: Von dem, was ich von meinem Umfeld mitbekomme, habe ich schon das Gefühl, dass Wien offener wird. Aber das ist, weil die Welt offener wird, die Welt wird viel, viel offener zu Menschen, die vielleicht davor noch nicht so verstanden worden sind. 
Hanni Vanicek: Genau, wenn ich mir denke, wie ich groß geworden bin, alles war grau, es war zerbombt. Wenn man heute schaut in die Ukraine, bei uns hats ja auch ähnlich ausgeschaut, war ja alles kaputt. Ich bin gegen den Krieg und gegen die Hetze, die Hetze hat auch nicht aufgehört. Die Hetze trifft euch ja dann auch. Die Hetze ist immer, wenn man etwas schlecht macht. 
Metamorkid: Ja natürlich. Also ich habe einmal eine Situation gehabt, da bin ich vor einer Bar gestanden und ich habe dort gearbeitet und ich habe ein weißes Kleid angehabt und es kommt ein Mann vorbei und er sagt: “Oh die Dame”, und zieht mir den BH weg, auf die Seite und da denkt man sich schon kurz so: „Okay, was ist da los?“ 
Hanni Vanicek: Was haben Sie denn gesagt? 
Metamorkid: Das darf ich nicht sagen. 
Hanni Vanicek: Doch, man kann auch jemandem das Arschlecken schaffen.  
Metamorkid: Natürlich. 
Hanni Vanicek: Entschuldigen Sie, man kann schon. Mein Vater hat gesagt: „Es ist ein Unterschied, wenn man sagt, „Leck mich am Arsch“. Und man sagt, wissen Sie was, Sie können mich am Arsch lecken.“ Das ist anders. 
Metamorkid: Ist was anderes, weil das „Sie“ drinnen ist. 
Hanni Vanicek: Genau, c'est le ton qui fait la musique. 
Metamorkid: Absolut. Ich finde, man muss immer beides von Wien sehen. Wien ist auf der einen Seite die Stadt, in der ich leben will und die Stadt, die ich so, so gut finde und so offen finde. Aber auf der anderen Seite gibt es auch in einer offenen Stadt Menschen, die dieses offene Leben nicht unterstützen wollen. Natürlich hat man einen Druck hinter sich, wenn man etwas repräsentiert, für etwas kämpft auf diese Art und Weise, dann hat man Druck hinter sich und man möchte ja die Menschen, die hinter einem stehen, so gut wie möglich gegenüber den Leuten, die vor einem stehen repräsentieren können. Also da ist schon irgendwie so ein Gefühl… und auch so ein Gefühl, auch ich bin ein Mensch und auch ich mache einmal einen Fehler und auch ich weiß nicht immer was das richtige zu sagen ist oder wie man eine Situation löst oder wie wir genau die Schritte umsetzen können, um unsere Gleichberechtigung zu erkämpfen. Aber ich versuche es und das ist das Wichtigste. Ich gebe mein Bestes und ich glaube um das geht’s am Ende des Tages. Der Versuch zählt, ich lass mich nicht runter drücken. 
Hanni Vanicek: Und die Summe der ganzen Dinge macht dann das Positive aus. 
Metamorkid: Genau. Oft denkt man sich, man macht etwas und es passiert eh nichts und dann schaut man darauf zurück und denkt sich, das war genau das, was so viel verändert hat. Die kleinen Dinge sind es manchmal, die so viel verändern können. 
Hanni Vanicek: Und man muss auch offen sein meines Erachtens. Man kann etwas sagen, wenn man sich irrt, muss man auch im Stande sein, den Irrtum zuzugeben. Also ich kann ruhig sagen: „Sie sind ein Arsch mit Ohren.“ Und vielleicht dann drei Tage später: „Verzeihen Sie, ich habe mich geirrt.“ 
Metamorkid: Ja, natürlich, absolut, absolut. 

 *AUDIOTRENNER* 

Hanni Vanicek: BAHÖ alleine klingt ja komisch, oder? 

Metamorkid: Na gut, Frau Vanicek, dann würde ich sagen vergleichen wir einmal ihr Wien mit meinem Wien. Wir haben ja schon gemerkt in unserem Gespräch, da gibt es sehr viele Unterschiede. 
Hanni Vanicek: Und auch Gemeinsamkeiten. 
Metamorkid: Und Gemeinsamkeiten. Die Liebe zu Kaftans, obwohl ich noch keinen angehabt habe. Schauen wir mal, was da für eine Frage steht - am besten einen schönen Abend verbringen. Wo kann man in Wien am besten einen schönen Abend verbringen? 
Hanni Vanicek: Ich würde sagen, man geht in die Oper und nachher gemütlich irgendwo in eine Bar oder zu einem kleinen Abendessen, zum Beispiel in die Rote Bar ins Sacher. 
Metamorkid: Wirklich, ins Sacher? 
Hanni Vanicek: Ja, warum nicht? Man kann ja auch wo anders hingehen, es gibt ja viele Möglichkeiten. Manche gibt es nicht mehr, aber ich würde sagen… kleines nachher Plaudern, Sprechen über die Oper und die Musik und diskutieren, kritisieren etc. 
Metamorkid: Ja schön, sehr schön. Haben Sie eine Frage? 
Hanni Vanicek: Ich habe die Frage, wo können Sie am besten die Nacht durchfeiern, mein Lieber? 
Metamorkid: Am besten die Nacht durchfeiern? So viele Orte finde ich, ich mag den Camera Club, kennen Sie den? 
Hanni Vanicek: Nein. 
Metamorkid: Ist bei der Neubaugasse, ist so ein Club im Keller, den liebe ich. Und es gibt eine Party, die heißt Rhinoplasty, so eine LGBT-Party, die finde ich auch super. Und ich habe auch meine eigene Veranstaltung, die heißt Desire und die war jetzt im Flex, schauen wir wo sie jetzt hingeht und da treten nur Drag Queens auf und wir können gemeinsam die Nächte durchfeiern. Also es gibt einige Orte, die ich mir vorstellen kann. 
Hanni Vanicek: Super. 
Metamorkid: Das Felixx ist auch gut, kennen Sie das Felixx? 
Hanni Vanicek: Nein. 
Metamorkid: Gumpendorfer Straße. 
Hanni Vanicek: Ich seh’s so, wenn ich heute als Frau hingehe in meinem Alter, würden Sie sagen: „Was macht die Alte da?“ Wobei ich Ihnen dazu auch etwas sagen muss, ehrlich. Meine Interessen sind differenzierter. Ich habe früher durchgefeiert, bin oft vom Opernball heimgekommen um fünf oder sechs in der Früh. Da hat mich sogar der Vicomte de Paris nachhause geführt damals. Ich musste um sieben in meiner Näherei sitzen, wo ich beschäftigt war, ich habe Praxis gemacht und ich bin da beim Staffieren - Sie wissen, was Staffieren ist? - eingeschlafen. Meine Eltern waren zu Hause, haben mir einen Kaffee gegeben. Ich habe nichts ausgelassen. 
Metamorkid: Nein, auf gar keinen Fall. 
Hanni Vanicek: Und ich war wirklich… ich habe vieles gemacht, was gewagt war. Ich war in der Eden, wir waren eine lustige Clique, wir waren zuerst in der Lederergasse, dort gibt’s eine süße kleine Bar, beim Gerard, und dann sind wir nach Hause gekommen und bei mir habe ich noch eine Zwiebelsuppe gemacht. Wir waren so eine Clique mit zehn Leuten. Was machen wir, jetzt gehen wir in die Eden, sind wir in die Eden gegangen und ich habe das Badekostüm meiner Großmutter angezogen. Und es war so eine Hose mit einem Ding und ein Oberteil mit zwei Knopferl, scheußlich, aber damals halt sehr in Mode wie diese Weiber waren. Da habe ich das angezogen und habe den Nerz meiner Mutter darüber gehängt und so sind wir dann in die Eden gegangen. Komme ich hin und ich stand so und auf einmal beginnen die Leute alle zu lachen und irgendwas lachen sie… Ist der alte Gummi der Badehose meiner Großmama gerissen, das war ja so wie eine Klothhose und drüber war das Oberteil. Jetzt habe ich die auf der Tanzfläche ausgezogen, habe sie in meine Tasche gesteckt und habe mit dem Oberteil weiter getanzt. Sehen Sie, wir haben auch verrückte Sachen gemacht. 
Metamorkid: Wow. 
Hanni Vanicek: Wie würden Sie am besten Kunst und Kultur genießen? Oder was tun Sie davon? 
Metamorkid: Also die Kunst und Kultur, die ich genieße, hat sehr viel damit zu tun mit dem, was ich mache, und ich gehe am liebsten zu Drag Shows. 
Hanni Vanicek: Verstehe ich. Sind Sie noch weiter im Leben und für den Beruf. Sie sind jung, man kann nur durch die Erfahrung und durch das Neue wieder dazu lernen. 
Metamorkid: Und was man auch in Wien hat, man geht aus der Haustür hinaus und Kunst und Kultur ist überall um uns rund herum. Das ist ja auch das. 
Hanni Vanicek: Ja, und speziell bei der Jungfrau natürlich. 
Metamorkid: Natürlich, in Zukunft gehe ich hier her. 
Hanni Vanicek: Ich bitte schon. 
Metamorkid: Wir brauchen nur eine Cocktailbar da hier drinnen. 
Hanni Vanicek: Und jetzt, meine Mädchen liegen Ihnen jetzt schon zu Füßen da unten. Die haben so eine Freude mit dem Foto gehabt, unglaublich. 
Metamorkid: Ja, das stimmt. Naja, wenn ich mich da so umschaue, das wäre doch eigentlich ein schöner Ort für eine Show hier mal von uns, oder? Hat es da schon mal eine Show gegeben von irgendjemandem? 
Hanni Vanicek: Wir hatten hier schon 300 Leute. 
Metamorkid: 300 Leute? 
Hanni Vanicek: Ja, hier und wir hatten etwas gehabt im Sommer, das war aber ein Glück. Wir haben vor dem Haus, da war ein Kaffeehaus, haben wir einen riesigen grünen Teppich gehabt, eingefasst mit Bäumchen, war toll aufgemacht. Und das Köstlichste war, es war eine Feier, es waren circa 300 Leute eingeladen, die auch kamen und dann hat es sechs Wochen nicht geregnet und an diesem Abend hat es genau um Punkt sechs zu Beginn unseres Dings zu schütten angefangen. Es hat so geschüttet, wir haben die Sonnenplachen rausgelassen. Mein Sohn hat das hinauf geschupft, die Leute sind gekommen. Kamen zwei Damen, wollten in die Oper gehen, haben die Schuhe ausgezogen, weil sie so nass waren und sind barfuß gewesen. Aber es sind alle gekommen, manche haben dann gesagt, wir gehen gar nicht mehr weg, wir lassen die Oper sein, viel netter hier und so weiter. Lange Rede - also man könnte schon etwas machen, etwas Lustiges, die Frage ist wie wir‘s machen können, dass wir’s den Leuten nahebringen. Denn wir haben ja doch beide… meine Kunden wären nicht enttäuscht, aber ein bisschen überrascht wären sie schon. 
Metamorkid: Ja, natürlich. 
Hanni Vanicek: Also bei Ihnen vielleicht nicht so sehr. 
Metamorkid: Was nervt Sie an Wien? Boah, schwierig, also eigentlich nicht schwierig. 
Hanni Vanicek: Im Prinzip nervt mich wenig, ich habe immer ein gutes Wort auch für die Stadt, ich keppel natürlich, wenn die Polizisten einen aufschreiben zum unmöglichsten Augenblick, wenn man eh schon in Eile ist. Andererseits sind’s arme Teufel, kriegen nicht so viel bezahlt, sind aber im Allgemeinen sehr nett. Also wirklich nerven tut mich gar nichts. 
Metamorkid: Was mich nervt ist der Wind, der Wind nervt mich, weil wenn ich so große Haare aufhabe, und der Wind fährt mir rein. 
Hanni Vanicek: Der macht aber saubere Luft, in Graz haben sie schlechte Luft. 
Metamorkid: Ja, es ist immer was Gutes und was Schlechtes bei allem. 
Hanni Vanicek: Durchatmen. Komme ich jetzt dran, wie sieht Wien in 20 Jahren aus? 
Metamorkid: Ich glaube, Wien wird immer ein bisschen so ein Schmelzpunkt sein von dem Älteren und dem Neueren. Ich glaube, wir werden uns immer an unsere Kultur erinnern und immer auch sehr stolz sein auf das, was wir alles haben, aber ich glaube, wir werden viel akzeptabler werden, akzeptierender, was ist das deutsche Wort? 
Hanni Vanicek: Offener. 
Metamorkid: Offener, wir werden viel offener werden gegenüber neuen Sachen. Ich glaube, Wien hat manchmal so ein bisschen ein Gefühl von „wir halten zu sehr an Sachen fest, die uns nirgends in die Zukunft hinbringen“ und ich finde, man sollte eine Balance finden zwischen dem was ist die Vergangenheit, auf die wir stolz sind und was ist die Zukunft, die uns weiterbringen wird. 
Hanni Vanicek: Eine glückliche Balance brauchen wir. 
Metamorkid: Genau. Finde ich auch. 
Hanni Vanicek: Da können wir alle dran arbeiten. Alle. Ist eine Aufgabe für uns alle, gilt für die ganze Welt in vieler Form, aber wir sind ja froh, dass wir Wiener sind und dass die Stadt uns liebt, die Welt uns liebt. 
Metamorkid: Ja. 

*AUDIOTRENNER* 

Metamorkid: BAHÖ? Ja, so ein BAHÖ! 

Metamorkid: Also es war für mich eine absolute Ehre, Sie erstens mal kennenzulernen und dass Sie sich die Zeit nehmen sich mit mir niederzusetzen. Dafür bin ich sehr dankbar und es hat mir ein bisschen mehr Perspektive gegeben zu dem, was Wien ist und was an Wien das ist, was ich auch so liebe. Dieses Auge für Detail, dieses Auge für Arbeiten und dass einfach sowas wie wo wir gerade sitzen so wichtig ist, auch für unsere Zukunft, sich immer auch an die Vergangenheit zu erinnern. Und Sie haben so viele Geschichten, ich glaube, wir könnten noch Folgen über Folgen nur mit den Geschichten machen. Also es ist ja ein Wahnsinn, was Sie alles erlebt haben. Für mich ist es einfach spannend gewesen, sich einfach hinzusetzen, zuzuhören und zu denken, wir sind so unterschiedlich und doch so ähnlich. 
Hanni Vanicek: Sehen Sie und ich habe gelernt, erstens mal mehr über eine Drag Queen und zweitens habe ich viel gelernt, dass bei Ihnen auch die Seele und alles noch in Ordnung ist, aber das ist vielleicht doch von zu Hause mal gekommen. Und dass Sie eigentlich in Ihrer Position einen geraden Weg gehen, finde ich toll und bewundernswert und kann nur wünschen, dass Sie das vielen Leuten mitteilen können, dass diese Verurteilung oder die Beurteilung ein bisschen milder ausfällt. Aber jedenfalls war’s für mich ein großes Vergnügen hier zu sitzen und ich hoffe, dass ich die nächste Wäsche für Sie machen kann. 
Metamorkid: Ja, bitte. 
Hanni Vanicek: Da reden wir noch drüber. 
Metamorkid: Ich komme auf jeden Fall noch einmal vorbei, wenn ich’s mir leisten kann. Aber wir haben eh geredet, auch für meine Preisklasse gibt’s hier drinnen etwas. 
Hanni Vanicek: Ich fürchte, für Damen mit solchen Klunkern habe ich allerhand bereit. 
Metamorkid: Vielen Dank. 
Hanni Vanicek: War schön, hat mich gefreut. 
Metamorkid: Danke. Mich auch. 
Hanni Vanicek: Wir sehen uns wieder. 
Metamorkid: Auf jeden Fall. 

*AUDIOTRENNER* 

Hanni Vanicek: BAHÖ alleine klingt ja komisch, oder? 

Metamorkid: Ja, wir haben ja die Ehre, die erste Folge zu sein heute, aber es kommt noch viel mehr bei diesem Podcast dazu, deshalb sollte man diesen Podcast auf jeden Fall abonnieren und schauen, dass man immer wieder upgedated ist, was in Wien für Persönlichkeiten was zu sagen haben. 
Hanni Vanicek: Die neuesten Sachen, das ist toll. 
Metamorkid: Genau. Teilen, liken, allen erzählen von uns. Sie erzählen es Ihren Kunden ich erzähle es meinen Kunden, dann haben wir eh schon ein paar Leute. 
Hanni Vanicek: Das werden wir machen. So gehen wir an die Masse. 
Metamorkid: Sehr gerne. 
Hanni Vanicek: In die Masse, an die Masse. Dann sind wir bald berühmt wie die Movie Stars beim Oscar. 
Metamorkid: Ja hoffentlich, dann gehen wir gemeinsam zum Opernball. 

Zur Schwäbischen Jungfrau

Graben 26
1010 Wien
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