Ein Museum im Waschsalon
Als "Rotes Wien" werden die Jahre von 1919 bis 1934 bezeichnet, in denen die Stadt von den mit absoluter Mehrheit gewählten Sozialdemokraten regiert wurde (die übrigens seit 1945 wieder ununterbrochen den Bürgermeister und die Gemeinderatsmehrheit stellen). Zu den wichtigsten und bis in die Gegenwart reichenden Errungenschaften des "Roten Wien" zählt der soziale Wohnbau, der mit kommunalen "Gemeindebauten" die extreme Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg bekämpfte. Der repräsentativste Wiener Gemeindebau ist der imposante Karl-Marx-Hof im 19. Bezirk, in dem sich die neue Dauerausstellung befindet.
"Das Rote Wien im Waschsalon" präsentiert sich in Räumlichkeiten, in denen ursprünglich ein Brausebad und ein Wasserdepot untergebracht waren. Auf rund 300 m² informiert die Ausstellung über Geschichte, Programm und Persönlichkeiten des "Roten Wien". Thematisiert werden unter anderem die Bautätigkeit, das Bildungs- und Kulturangebot sowie die Festkultur dieser Epoche.
Der Karl-Marx-Hof mit seinen mächtigen Türmen und Tordurchfahrten wurde zwischen 1927 und 1930 vom Otto-Wagner-Schüler Karl Ehn errichtet. Die auch als "Versailles der Arbeiter" bezeichnete Anlage ist über einen Kilometer lang, beherbergt rund 1.300 Wohnungen und bietet neben Spiel- und Gartenflächen zahlreiche Gemeinschaftseinrichtungen wie Wäschereien, Bäder, Kindergärten, eine Bibliothek, Arztpraxen und Geschäftslokale.